Stenografischer Bericht 130. Sitzung - Deutscher Bundestag
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(B)<br />
15264 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 17. Wahlperiode – <strong>130.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 29. September 2011<br />
(A)<br />
Dr. Johann Wadephul<br />
Das stellen wir uns nicht vor. So ist es in aller Regel (Abg. Jutta Krellmann [DIE LINKE] meldet (C)<br />
auch nicht.<br />
sich zu einer Zwischenfrage)<br />
(Zurufe von der LINKEN und dem BÜND-<br />
NIS 90/DIE GRÜNEN: Doch!)<br />
Zur Stärke Deutschlands –<br />
Vizepräsident Eduard Oswald:<br />
Herr Kollege.<br />
Man muss sich ganz genau anschauen, warum Arbeitsverhältnisse<br />
befristet werden und in welcher Art<br />
und Weise Ihre Vorschläge geeignet sind, um die Probleme<br />
zu minimieren. Ich sage Ihnen: In kleinen, mittleren<br />
und größeren Betrieben hätte die Umsetzung Ihrer<br />
Vorschläge ganz unterschiedliche Wirkungen.<br />
Ein großes Unternehmen mit vielen Hundert Beschäftigten<br />
wird, wenn Sie die Möglichkeit der sachgrundlosen<br />
Befristung streichen, gar kein Problem haben, einen<br />
Befristungsgrund zu finden.<br />
(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Das ist genau<br />
der Punkt! Die Rechtsabteilungen machen das<br />
schon!)<br />
In letzter Zeit wurden in den Medien einige solcher Fälle<br />
öffentlich erörtert. Beim Internetversandhandel beispielsweise<br />
soll es der Regelfall sein, dass befristet beschäftigt<br />
wird. Ich halte das für skandalös, um das ganz<br />
klar zu sagen. Ich bin der Meinung: Wir müssen überlegen,<br />
was wir hier tun können.<br />
(Klaus Barthel [SPD]: Und was machen wir<br />
da? – Klaus Ernst [DIE LINKE]: Was denn?<br />
Wo ist Ihr Vorschlag?)<br />
Nur, diese Unternehmen werden in aller Regel einen Befristungsgrund<br />
finden.<br />
(Gitta Connemann [CDU/CSU]: Ja, immer!<br />
Die haben eine Rechtsabteilung usw.!)<br />
Nicht finden wird ihn ein Handwerksmeister mit 15 Beschäftigten,<br />
der – zu Recht – den Regelungen des Kündigungsschutzgesetzes<br />
unterworfen ist.<br />
(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Aber die stellen auch nicht befristet<br />
ein!)<br />
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich finde es<br />
etwas traurig, dass in dieser Debatte zwar richtigerweise<br />
von den Problemen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
die Rede ist, dass aber noch kein Redner darauf<br />
hingewiesen hat, dass auch die Arbeitgeber eine Rolle<br />
spielen.<br />
(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Was? Ich habe das gesagt!)<br />
In Deutschland gibt es glücklicherweise zum Beispiel<br />
Handwerksmeister, die kleine Betriebe führen und<br />
15 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer beschäftigen.<br />
Diesen Arbeitgebern nehmen Sie an dieser Stelle jede<br />
Möglichkeit, auf die aktuelle Auftragslage zu reagieren.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP)<br />
Das Beschäftigungswunder, das es in Deutschland gab,<br />
hat nur zu einem gewissen Teil in den großen Unternehmen<br />
stattgefunden.<br />
Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU):<br />
– wenn ich diesen Satz vollenden darf – tragen insbesondere<br />
die kleinen und mittelständischen Betriebe und<br />
das Handwerk bei.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der FDP –<br />
Klaus Barthel [SPD]: Und warum befristen die<br />
einen mehr als die anderen?)<br />
Dem Handwerk verunmöglichen Sie aber, auf die aktuelle<br />
Auftragslage flexibel zu reagieren. – Herr Präsident,<br />
Sie wollten mich unterbrechen?<br />
Vizepräsident Eduard Oswald:<br />
Ich will das nicht. Aber die Frau Kollegin Krellmann<br />
hat eine Zwischenfrage, die Sie, wenn ich es richtig verfolgt<br />
habe, auch herbeigesehnt haben.<br />
(Heiterkeit des Abg. Klaus Ernst [DIE<br />
LINKE])<br />
Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU):<br />
Nein. So weit gehen meine Sehnsüchte noch nicht.<br />
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU<br />
und der FDP)<br />
Vizepräsident Eduard Oswald:<br />
Dann korrigiere ich mich. – Bitte schön, eine Zwischenfrage<br />
der Frau Kollegin Krellmann.<br />
Jutta Krellmann (DIE LINKE):<br />
Herr Wadephul, ist Ihnen bekannt, dass ausgerechnet<br />
kleine Betriebe, zum Beispiel Handwerksbetriebe, am<br />
seltensten befristete Arbeitsverträge abschließen?<br />
(Brigitte Pothmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Genau! So ist das!)<br />
Diese Betriebe machen von dieser Möglichkeit am wenigsten<br />
Gebrauch. Das, was Sie gesagt haben, stimmt<br />
nicht. Ist Ihnen das bekannt?<br />
(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN, der<br />
SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ-<br />
NEN)<br />
Dr. Johann Wadephul (CDU/CSU):<br />
Frau Kollegin Krellmann, vor Ihnen steht jemand, der<br />
seit 15 Jahren mitten in Schleswig-Holstein in der arbeitsrechtlichen<br />
Praxis als selbstständiger Anwalt tätig<br />
ist, wenn auch in letzter Zeit aufgrund der parlamentarischen<br />
Tätigkeit etwas eingeschränkt. Die Masse der<br />
Mandanten, die zu mir kommen – das gilt sowohl für die<br />
Arbeitnehmer- als auch für die Arbeitgeberseite –,<br />
kommt aus dem mittelständischen Bereich. Das sind in<br />
(D)