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Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse und Universität Kassel<br />
die durchführenden Akteure relevant werden. Stattdessen brauchen sie eher Strategien, um das<br />
Komplexitätsproblem zu lösen.<br />
4.6.5.3<br />
Kompetenzen und Lerneffekte bei Mitarbeitern durch zunehmende „UVP-Erfahrung“<br />
Die Gesamtschau ergibt, dass sich viele der Behördenmitarbeiter, insbesondere bei großen bzw.<br />
komplexen UVP-Verfahren, überfordert fühlen und angeben, mit Ressourcen unterversorgt zu<br />
sein. Diese Umstände beeinträchtigen die Qualität der Verfahren über alle Stationen hinweg. Sie<br />
zeigen sich aber besonders deutlich in der „Zusammenfassenden Darstellung“ und der „Bewertung“,<br />
wenn die vielfältigen und in ihrer Wirkungsdifferenziertheit schwer einzuschätzenden<br />
Ergebnisse des als überkomplex empfundenen Verfahrens zusammengeführt, gegebenenfalls<br />
abgewogen und in eine nachvollziehbare „Entscheidung“ überführt werden sollen. Die Hypothese,<br />
dass sich über die Zeit ein zusätzliches Know-how bei den Mitarbeitern aufbaut bzw. die<br />
zuständigen Behördenmitarbeiter über die Zeit mehr Überblick bekommen, wird auch durch<br />
weitere Untersuchungsergebnisse nicht bestätigt. Wie es scheint, ist die Qualität der ersten vom<br />
Bearbeiter durchgeführten UVP-Verfahren deutlich höher, als die der später durchgeführten<br />
Verfahren (siehe Tabelle 17). Dies kann dadurch erklärt werden, dass bei den ersten Verfahren<br />
noch besonders viel Sorgfalt darauf verwandt wird, „alles richtig“ zu machen. Besonders ab<br />
dem 10. bis zum 20. Verfahren lässt dann die Qualität deutlich nach (sowohl bei der „Zusammenfassenden<br />
Darstellung“ als auch bei der „Bewertung“), um dann – vielleicht doch aufgrund<br />
von Routine und gegebenenfalls auch durch „Lerneffekte“ – bei Mitarbeitern, die schon mehr<br />
als 20 Verfahren durchgeführt haben, wieder etwas anzuziehen, allerdings ohne das Ursprungsniveau<br />
zu erreichen.<br />
Anzahl durchgeführte<br />
UVP-Verfahren<br />
Qualität der „Zusammenfassenden<br />
Darstellung“<br />
Qualität der „Bewertung“<br />
Anzahl der Nennungen<br />
20 2,88 2,77 N 9<br />
Tabelle 17: Zusammenhang zwischen Erfahrung der zuständigen Mitarbeiter [Anzahl der durchgeführten UVP-<br />
Vorhaben] und Qualität der Station [Mittelwerte der ZEG-Bewertung]<br />
Es ist zu fragen, warum bei zunehmender UVP-Erfahrung keine Qualitätsverbesserung festzustellen<br />
ist. Ein Erklärungsansatz könnte sein, dass es an Anreizen mangelt, eine bessere Qualität in<br />
der „Zusammenfassenden Darstellung“ und der „Bewertung“ erreichen zu wollen. Möglicherweise<br />
liegt dies aber weniger am Verfahren selbst, sondern vielmehr an der (mangelnden) Akzeptanz<br />
der UVP-Ergebnisse im eigentlichen Genehmigungsverfahren.<br />
Möglich ist auch, dass die zuständigen Behördenmitarbeiter einer „Informationsflut“ unterliegen,<br />
die es ihnen verwehrt, hilfreiche und zielführende Angebote zu erkennen, um im Ergebnis<br />
Qualitätssteigerungen zu vollziehen. Hilfen wie allgemeine Leitfäden und Handbücher helfen<br />
dann – so zeigen die Ergebnisse – kaum weiter und bringen meist nicht den erhofften Kompetenz-<br />
und Qualitätszuwachs, sondern belasten die Mitarbeiter eher zusätzlich, da sie häufig nicht<br />
auf das konkrete Genehmigungsverfahren und den Vorhabtyp zugeschnitten sind. Darauf<br />
scheint auch das Ergebnis hinzudeuten, dass die Qualität sowohl von der „Zusammenfassenden<br />
Darstellung“ als auch von der „Bewertung“ bei den UVP-Verfahren seit 1999 zurückgegangen<br />
ist, obwohl eine Vielzahl (auch sehr kompetenter) Hilfestellungen, wie Erlasse, Leitfäden etc.<br />
angeboten wurden. Es ist zu vermuten, dass diese Angebote aufgrund personeller und zeitlicher<br />
Restriktionen für die meisten Mitarbeiter gar nicht in vollem Umfang zu erschließen sind und<br />
daher auch im konkreten Fall nicht genutzt werden (können). Dies gilt es bei der Instrumentenentwicklung<br />
zu berücksichtigen (siehe dazu Abschnitt 6.5.2).<br />
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