14.03.2013 Aufrufe

download (3.897 KB) - sofia

download (3.897 KB) - sofia

download (3.897 KB) - sofia

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Evaluation des UVPG des Bundes<br />

gefächert ist in der Folge auch der Kreis der Instrumente bzw. institutionellen Gestaltungsoptionen.<br />

170<br />

Das rational regelgebundene Verhalten berücksichtigt den Aspekt, dass die Akteure in der Regel<br />

nicht über sämtliche notwendige Informationen verfügen. Diese Informationen sind aber oftmals<br />

notwendig, damit die Akteure sich so verhalten wie die normativen Vorgaben dies vorschreiben.<br />

Es gibt praktisch kein Feld empirischer Erhebung, bei dem nicht festzustellen ist, dass die Akteure<br />

kognitiven und informationellen Grenzen unterliegen. Aufgrund dieser Grenzen sind sie gezwungen,<br />

Strategien zu entwickeln, die es ihnen erlauben, unter begrenztem Wissen bzw. bei<br />

knappen Ressourcen trotzdem zu – aus ihrer Sicht – angemessenen Ergebnissen bzw. Verhaltensweisen<br />

zu gelangen. Dies kann beispielsweise so aussehen, dass Akteure rational regelgebundenes<br />

Verhalten an den Tag legen, bei dem sie aufgrund der komplexen Situation abwägend<br />

und kalkulierend einfache Regeln entwickeln, die ihnen für die Mehrzahl der Fälle eine<br />

gute Entscheidung ermöglichen, ohne zu hohe Informations- und Entscheidungskosten zu verursachen.<br />

Bei habituellen Verhaltensweisen kann es zu ähnlichen Phänomenen kommen, allerdings beruhen<br />

diese nicht auf einem abwägenden Kalkül, sondern sind unreflektiert übernommene Verhaltensweisen<br />

von der peer group, den erfahrenen Kollegen, Ausbildern oder anderen Personen,<br />

deren Vorbild in bestimmten Konstellationen unhinterfragt gefolgt wird. Auch hier kommt es<br />

also zu einer Regelanwendung, die aber keinem auf die Situation abgestimmten, rationalen Kalkül<br />

unterliegt.<br />

Bei emotionalen und instinktiven Verhaltensweisen reagieren Akteure aus dem Affekt, ohne<br />

dass ein Rationalkalkül zum Tragen kommt.<br />

In der Praxis werden oft mehrere der vorstehend skizzierten „Arten von Verhaltensweisen“ gemeinsam<br />

die Entscheidungen der Akteure beeinflussen. Für die Analyse sind daher vereinfachende<br />

Annahmen notwendig, deren Ziel darin besteht, die für die jeweilige Situation jeweils<br />

besonders relevanten Anteile zu benennen, um daran angepasst „maßgeschneiderte“ Regulierungsstrategien<br />

zu entwickeln. Ausgangspunkt ist zunächst die Annahme, dass die Akteure bemüht<br />

sind, sich so zu verhalten, dass sie ihren persönlichen Nutzen (gemessen an den individuellen<br />

Präferenzen) steigern. Ergänzend ist dann zu fragen, ob andere Aspekte ebenfalls verhaltenswirksam<br />

werden. Dabei werden die oben skizzierten Erweiterungen der Verhaltensannahmen<br />

Schritt für Schritt anhand einer „Stufen-Heuristik“ 171 auf ihre Relevanz für die konkrete<br />

Verhaltenssituation und den betrachteten Akteur untersucht (siehe dazu Abschnitt 6.2.2).<br />

6.2.1<br />

Methodik der Delta-Analyse<br />

Die Delta-Analyse basiert auf der Identifizierung der relevanten Akteure sowie der Bestimmung<br />

der normativ von ihnen geforderten Verhaltensbeiträge. 172 Vergleicht man diesen Soll-Beitrag<br />

mit den empirisch festzustellenden Ist-Beiträgen erhält man ein Delta. Dieses Delta kann positiv<br />

oder negativ sein oder Null betragen. Bei negativem Delta ergibt sich eine Übererfüllung und –<br />

wie auch bei einem Delta von Null – kein Handlungsbedarf. Nur bei einem positiven Delta ist es<br />

erforderlich, die Motive und Anreize der Akteure näher zu untersuchen, um herauszufinden, auf<br />

welche Weise sie dazu bewegt werden können, mehr zum Ziel beizutragen. Auch dabei ist es<br />

hilfreich, die Vielfalt der möglichen Verhaltensweisen, wie sie die Institutionenanalyse entwickelt,<br />

170<br />

Zum Verhaltensmodell und dem Verhältnis zu den Regulierungsoptionen siehe Führ 2003, 281 ff. und 395 ff.<br />

171<br />

Bizer/Gubaydullina 2007, 44 ff.<br />

172<br />

Für eine genauere Darstellung der Vorgehensweise siehe Machbarkeitsstudie, Abschnitt 2.4.1.2.<br />

205

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!