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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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assistierte sie in Rahmen ihres Praktikums einer Therapeutin der Einrichtung bei<br />

gutachterlichen Aufgaben. Es wurden im Rahmen der Begutachtung immer wieder Gespräche<br />

mit MitarbeiterInnen der Einrichtung über die Rolle von PraktikerInnen in der Begutachtung,<br />

sowie über die Rahmenbedingungen psychologischer Berufspraxis mit meist geduldeten<br />

Flüchtlingen etc. geführt. Auch gehörte zum Arbeitsbereich während des Praktikums die<br />

Mitvorbereitung und Durchführung einer Fachtagung zum Thema ‚Der Gutachtendisput:<br />

Folteropfer und Kriegsflüchtlinge im aktuellen rechtlichen Regelwerk’ 128 sowie nach<br />

Praktikumsende die Mitplanung und Durchführung einer Reise zur Evaluation der<br />

gesundheitlichen Versorgung in Serbien und dem Kosovo 129 .<br />

Auf der Suche nach einem im Rahmen einer <strong>Diplomarbeit</strong> bearbeitbaren Gegenstand,<br />

wurde zunächst das Thema der Glaubhaftigkeitsbegutachtung im Zusammenhang mit Trauma<br />

und Erinnerung verfolgt, da hier nach Ansicht der Verfasserin eine deutliche Verknüpfung<br />

zwischen institutionellen Rahmenbedingungen und berufspraktischem Handeln ersichtlich ist,<br />

die äußerst widersprüchliche Strategien der PraktikerInnen provoziert. Da aus politischen<br />

Gründen die mittels psychologischer Begutachtung vorgebrachten Geschichten der<br />

Flüchtlinge von der entscheidungstragenden Ausländerbehörde bzw. VerwaltungsrichterInnen<br />

immer wieder in Frage gestellt werden, wird- neben anderen Strategien- versucht, fachliche<br />

Absicherungen darzubieten, die ‚objektiv- wissenschaftlich’ nachzuweisen versuchen, warum<br />

traumatisierte Menschen eine Fluchtgeschichte bzw. ihre Erfahrungen von Leid und<br />

Verletzung erst spät vorbringen oder diese widersprüchlich erscheinen. Rekurriert wird dabei<br />

auf aussagepsychologische Forschungen, aber auch auf neurophysiologische Modelle, mittels<br />

derer versucht wird nachzuweisen, dass mit Vorliegen einer PTSD objektiv messbare<br />

neurophysiologische Veränderungen im Hirn einhergehen (vgl. dazu van der Kolk 2000a;<br />

Van der Kolk 2000b, von Hinckeldey & Fischer 2002).<br />

Die Verfasserin wollte in jedem Falle die Perspektive von Flüchtlingen in diese<br />

Forschungsarbeit einfließen lassen. Weiter bestand die Idee, die in schriftlicher Form<br />

vorliegenden Kommunikationen zwischen Entscheidungstragenden und PraktikerInnen auf<br />

der UnterstützerInnenseite zu bearbeiten. Flüchtlinge, deren Geschichten oder deren<br />

Schweregrad einer PTSD angezweifelt wurde, kannte die Verfasserin in großer Zahl. In der<br />

vertiefenden Lektüre zu dem Thema Trauma und Gedächtnis und Glaubhaftigkeit und in<br />

Gesprächen mit PraktikerInnen sowie Begutachtungserfahrenen, wurde auch von dieser Idee<br />

Abstand genommen, zugunsten einer Konzentrierung auf die Themen Trauma und<br />

Begutachtung als Praxis.<br />

128 Fachtagung vom 19. – 21. September 2004 in Lübbenau bei Berlin.<br />

129 Durchgeführt vom 14.11. bis zum 24.November 2004.<br />

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