vollständige Diplomarbeit - Socialnet

- Kannst du da ein bisschen erzählen?
Munira- Ja, da meine Eltern aus Sandžak
kommen, haben die Probleme jetzt
momentan mit, mit ihrem Visum, weil die,
die Regierung 173 unterschrieben hat, dass
es da unten Möglichkeiten der Behandlung
gibt, obwohl das nicht stimmt, und äh,
meine Mutter hat ja seit Anfang des Jahres
(Pause) einfach keine Duldung mehr
verlängert gekriegt gehabt, seit Januar, da
mussten die sich auch bei mir verstecken,
es ging auch um meinen Bruder, obwohl
seine Frau auch die Befugnis hat, und er
ein Kind mit ihr hat.
- Die auch Bosnierin ist.
Munira- Ja, die auch Bosnierin ist, die
auch aus Srebrenica kommt, die ist 95 nach
Berlin gekommen, die hat alles
durchgelebt, durchgemacht (holt Luft). Die
war noch kleines Kind da, aber die hat
noch alles gut in Erinnerung. Aber die
Ausländerbehörde wollte einfach keine
Befugnis für meinen Bruder rausrücken,
obwohl die das Kind auch zusammen
haben. Und meine Mutter, die ist in der
Behandlung bei der Psychiaterin B, seit 98
noch, und äh, ihr ging’s auch so schlecht,
im April, da musste sie auch stationär
behandelt werden, einen Monat lang.
- Im April jetzt.
Munira- April jetzt, dieses Jahres und
seitdem hat sie auch Duldung erhalten,
aber nur für einen Monat erst mal und dann
jetzt momentan hat sie für drei Monate
verlängert gekriegt. Aber in Zwischenzeit
ham wa sehr negative Erfahrungen mit der
Ausländerbehörde gemacht, als meine
Mutter im Krankenhaus war, da bin ich
einfach mit meinem Vater hin zur
Verlängerung und da kam eine Dame raus,
und sie hatte ein Blatt Papier mitgehabt
und dann hat sie mich gefragt, wer ich bin,
dann hab ich gesagt einfach, ich bin die
Dolmetscherin und da hat sie mir gesagt,
geben Sie mir ihren Ausweis her, dann hab
ich meinen Pass gegeben und sie hat
meinen Namen und mein Geburtsdatum
notiert. Und dann hat mich gefragt, ja,
wann reist Herr A. aus? Dann hab ich
173 Von Serbien und Montenegro
gesagt, wie Sie gut wissen, in der Akte
steht, dass die Frau doch krank ist und
momentan liegt sie im Krankenhaus. Ach
die kommen ja aus Sandžak, die haben ja
da unten Behandlungsmöglichkeiten.
(Pause) Dann hab ich ja gesagt, das wurde
nur unterschrieben, aber das stimmt ja
nicht, na ja, wenn die Frau A. nicht bis
zum 15. August ausreist, dann wird sie
mal, doch mal noch mal abgeschoben, wird
sie, wenn es hier noch mal, wenn sie noch
mal freiwillig [betont] in das Krankenhaus
geht, dann wir sie von da abgeschoben. Da
hab ich gesagt, ja ich hab die Schnauze
voll, wenn sie noch mal irgendwelche
Fragen haben, dann rufen Sie noch mal die
Rechtsanwältin an, und klären Sie das mit
ihr, aber der reist nicht freiwillig aus. Und
seitdem kriegen die immer wieder
Duldung. Auf einen Monat, auf drei
Monate, aber ist immer wieder Duldung
und es steht noch offen, wie es noch mal
weitergeht. Die ham erst mal bis zum 15.
Dezember dieses Jahres diese Duldung und
(Pause) wissen wa noch nicht. Die haben
auch das Verfahren beim
Verwaltungsgericht auch noch offen, da tut
sich momentan nichts, wie es weitergeht,
müssen wa mal sehen.
„Und die Ärzte versuchen es ja
auch, das beste draus zu machen.“
- Und deine Eltern und dein Bruder haben
die auch noch Atteste oder
Stellungnahmen?
Munira- Meine Mutter hat ja nur, die
Stellungnahme und die ist ja nur in der
Therapie bei der Psychiaterin B.
- Und von ihr hat sie auch eine
Stellungnahme bekommen?
Munira- Ja, von ihr, sie nimmt auch an
zwei, drei Gruppen Teil, diese
Selbsthilfegruppen, in der Einrichtung B
und bei D.
- Weißt du, wie das für sie ist, wenn sie zur
Psychiaterin geht? Ob ihr das angenehm
ist oder unangenehm?
Munira- Es ist ihr angenehm. Ja, sie
glaubt immer wieder, dass die ihr helfen
werden, auch mit den Medikamenten und
auch die Gespräche, da fühlt sie sich
156