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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Methodengeleitetheit der Gestaltung der Interviews sowie der Präsentation der Interviews<br />

keineswegs vernachlässigt werden. Diese methodologischen Vorraussetzungen sind für ein<br />

richtiges Verständnis der Daten im Gegenteil unverzichtbar. Es wird der Versuch<br />

unternommen sich Spinozas Ausspruch „Nicht bemitleiden, nicht auslachen, nicht<br />

verabscheuen, sondern verstehen“ (ebd. S. 13, Hervorhebung K.R.) methodologisch als<br />

Leitlinie zu setzen. Es wurden vertrauliche Mitteilungen zwischen InterviewerIn und<br />

Interviewter/m zu ihren eigenen Existenzen aufgenommen. Gerade aufgrund eines<br />

entgegengebrachten Vertrauens seien die Interviewten in besonderem Maße zu schützen,<br />

indem ihre Daten so anonymisiert wurden, dass sie nicht identifiziert werden konnten, „doch<br />

vor allem mussten wir alles tun, um sie vor den Gefahren in Schutz zu nehmen, denen wir ihr<br />

Wort dadurch aussetzen, dass wir es ungeschützt den möglichen Sinnentstellungen<br />

überantworten“. (ebd. S. 13).<br />

Dies geschieht insbesondere durch eine besondere Art der Präsentation der Daten. Das<br />

Interview wird präsentiert, jedoch nicht für sich stehend, auch Interviewanalysen sollen nicht<br />

für sich stehen. Die Interviews werden verbunden mit einer kontextualisierenden Analyse der<br />

verbalen Daten, welches insbesondere durch die Formulierung einer einleitenden<br />

Interviewanalyse sowie der gezielten Auswahl von Überschriften geschieht. Es wird von der<br />

Idee Abschied genommen, die erhobenen Daten ‚objektiv’ und von jeder Analysetätigkeit als<br />

‚reine’ Daten getrennt zu präsentieren. „Der Anspruch auf Lesbarkeit, der sich aus der<br />

Bezugnahme auf ein mögliches Zielpublikum mit höchst unterschiedlichen Erwartungen und<br />

Kompetenzen ergibt, verbietet die Publikation einer phonetischen Transkription“ (Bourdieu<br />

1997/2002b, S. 798), wie sie in vielen anderen sozialwissenschaftlichen Methoden die Regel<br />

darstellt. Jeder Transkriptionsakt selbst stellt schon eine Übersetzung oder einen<br />

Interpretationsakt der mündlichen Rede dar.<br />

„Paradoxerweise mussten wir uns gerade im Namen des Respekts gegenüber dem<br />

Autor manchmal dafür zu entscheiden, den Text um die einen oder anderen<br />

ausufernden Ausführungen, konfusen Sätze, verbale Fülsel oder sprachlichen Ticks<br />

(die „Hm“ und die „Äh“) zu erleichtern. Sie verleihen dem gesprochenen Diskurs<br />

zwar seine ganz besondere Färbung und erfüllen in der Kommunikation eine eminent<br />

wichtige Funktion, indem sie zum Beispiel den Fortgang einer Ausführung<br />

signalisieren, die ins Stocken geraten ist, oder an die Aufmerksamkeit des<br />

Gesprächspartners appellieren, in manchen Fällen jedoch verwickeln und verwirren<br />

sie die Transkription in einem solchen Maße, dass sie für jemanden, der die<br />

Originaldiskurse nicht gehört hat, vollkommen unlesbar machen. Außerdem haben<br />

wir uns erlaubt, die Transkription immer dann von allen rein informativen<br />

Äußerungen (über die schulische Laufbahn, die Ausbildung, den Beruf) zu befreien,<br />

wenn wir diese Information in den einführenden Text hineinnehmen konnten. Aber<br />

wir haben niemals weder ein Wort durch ein anderes ersetzt, noch die Reihenfolge<br />

der Fragen oder den Ablauf des Interviews verändert, und alle Unterbrechungen<br />

wurden vermerkt“ (ebd. S. 779).<br />

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