vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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In der kommunikativen Validierung wird in dieser Arbeit den Interviewten das Transkript<br />
zum Lesen gegeben, aber nicht die Analyse der Interviews. Die direkte Thematisierung der<br />
analysierten Widersprüche der Interviewpartnerinnen wird aus ethischen Gründen der<br />
Zumutbarkeit abgewogen. Noch mehr bewog der (sich auch in der Durchführung der<br />
kommunikativen Validierung bestätigende) Gedanke, dass schon das Lesen des Interviews<br />
eine Anforderung für die Interviewten bedeutet, die hinreichend ist. Daher wurde das in Fahl<br />
& Markard (1993) und Markard (2000b) vorgeschlagene Vorgehen der kommunikativen<br />
Validierung nicht gewählt.<br />
Eine Autorisierung des Interviewtranskriptes wird angestrebt. Die Interviewten werden<br />
aufgefordert als Expertinnen ihrer selbst im Gespräch mitzuteilen, ob sie mit dem Transkript<br />
einverstanden sind, ob sie etwas dazu diskutieren oder anmerken möchten oder ob sie Teile<br />
ändern möchten. Damit soll den Interviewten die Chance eingeräumt werden, das von ihnen<br />
Gesagte ggf. zu revidieren und zu diskutieren. Auch dient das nochmalige Lesen des<br />
Transkriptes einer Präsentmachung des Gespräches, an das die Interviewerin mit vertiefenden<br />
bzw. verständigenden Nachfragen anknüpfen kann.<br />
Da die Interviewanalyse in einer Sprache verfasst ist, welche die Verfasserin nicht mit den<br />
Interviewten teilt 140 , wird ein anderer Weg der kommunikativen Validierung des Analyseteils<br />
gewählt. Auch wird ein indirekter Weg der Mitteilung der Analyseinhalte zum Schutz der<br />
Interviewten ausgesucht, damit gesichert ist, dass der Interviewten die Interpretation nicht<br />
unvermittelt ‚vor den Kopf geknallt’ wird. Abgewägt wird die ethische Frage, was es den<br />
Interviewten konkret helfen würde, sich bspw. selbst als ‚Traumatisierte’ in Frage zu stellen,<br />
die Gerechtigkeit und Rechtmäßigkeit der ‚Traumatisiertenregelung 141 ’ in Frage zu stellen<br />
etc.. Die Verfasserin entwickelt zu jedem Interview auf den Inhalt des Interviews sowie die<br />
Analyse abgestimmte Nachfragen und Problematisierungen zu bestimmten<br />
Themenkomplexen 142 . In unterschiedlichem Vorgehen der kommunikativen Validierung wird<br />
unter Berücksichtigung der jeweiligen Interviewpartnerinnen und der ersten Interviews mit<br />
der Prämisse an die Interviewten herangetreten, dass es die aktuelle Lebenssituation ist, die<br />
belastet, drängt und schon viele der Probleme der InterviewpartnerInnen erklärt und dass die<br />
140 Damit ist die Verwendung von Fachsprache in der Argumentation gemeint, wie ein ‚akademisches’ Deutsch,<br />
welches den Interviewpartnerinnen (auch weil Deutsch nicht ihre Mutersprache ist) eher fern ist. Dies drückt<br />
sich z.B. auch in der Schwierigkeit aus, die Sprache der gutachterlichen Stellungnahmen und Gutachten oder<br />
amtlichen Briefe zu verstehen. Die Verfasserin der <strong>Diplomarbeit</strong> wird von den Interviewten und anderen<br />
Flüchtlingen häufig gebeten, solche Inhalte für sie in einer Alltagssprache zu erklären.<br />
141 Nach IMK Beschluss vom November 2000, siehe hierzu Kapitel Zwei.<br />
142 Siehe dazu Anhang Zwei bis Vier. Dieses Vorgehen könnte auch als auf den ersten Interviews basierendes<br />
Herausarbeiten von Begründungsmustern gefasst werden. Es wird jedoch nicht explizit angestrebt, aktuelle<br />
Begründungsmuster gemeinsam mit den Interviewpartnerinnen herauszuarbeiten, um im nächsten Schritt<br />
lösungsorientierte Begründungsmuster zu entwickeln (vgl. dazu Markard 1993; Markard 2000b).<br />
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