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Der erste Weltkrieg konfrontierte auch Freud mit den Folgeerscheinungen der<br />

wiederkehrenden Soldaten. So wendete er sich „Kriegszitterern“ (Liebermann et. al. 2001, S.<br />

14) zu. Soldaten des ersten Weltkrieges kamen mit vielerlei Beschwerden aus den<br />

Kriegseinsätzen zurück, die dem Symptombild der Hysterie sehr ähnelten. Er gab aber<br />

keineswegs das „Modell der unakzeptablen Wünsche“ (Langkafel 2000, S. 8) auf, sondern<br />

setzte das „Modell der unerträglichen Situation“ (ebd.) daneben. So würde eine extreme<br />

Belastung den Reizschutz einer Person überwinden und so zu der Hysterie vergleichbaren<br />

Symptomen führen (vgl. ebd.). Zu dieser Zeit waren brutale Elektrobehandlungen von<br />

Soldaten mit „Kriegsneurosen“ (van der Kolk et. al. 2000c, S. 79) keine Seltenheit.<br />

Gesellschaftlich wurden diese Soldaten oft als „Simulanten und Drückeberger“ (Liebermann<br />

et. al. 2001, S. 14), oder wenn sie nach dem Krieg Ansprüche auf eine Rente erhoben, „als<br />

Rentenneurotiker abqualifiziert“ (ebd.). Die Aussicht auf Entschädigung würde die<br />

Symptomatik der ‚Kriegsneurotiker’ hervorrufen oder verfestigen. Bonhoeffer bezeichnete<br />

1926 das Entschädigungsgesetz als „Ursache der Unfallneurosen“ (Langkafel 2000, S. 7).<br />

Nach dem ersten Weltkrieg und seinen Folgen geriet in der Forschung die Beschäftigung mit<br />

Beschwerden nach extremen Lebensereignissen in den Hintergrund.<br />

3.1.3. Zweiter Weltkrieg und die Zeit danach. Entwicklung der PTSD als psychiatrische<br />

Diagnose<br />

Mit dem Beginn des zweiten Weltkrieges wendeten sich amerikanische<br />

MilitärpsychiaterInnen dem Thema der durch den Kampfeinsatz indizierten Beschwerden<br />

wieder verstärkt zu. Ziel war, eine schnelle und wirksame Behandlungsmethode für jene<br />

Soldaten zu entwickeln, welche mit Stressreaktionen auf das Kampfgeschehen reagierten,<br />

damit sie schnell wieder im Krieg eingesetzt werden konnten. Dabei erwiesen sich Methoden,<br />

die Stressreaktionen der Soldaten nicht als ‚Feigheit’ o.ä. stigmatisieren, als effektiver.<br />

„Erstmals wurde anerkannt, dass jeder Soldat zusammenbrechen konnte, psychiatrische<br />

Erkrankungen waren vorhersehbar in Relation zur Heftigkeit der Kämpfe, die ein Soldat<br />

mitgemacht hatte“ (Herman 1994, S. 40). Statt Soldaten zu stigmatisieren, fanden einerseits<br />

„differenzialdiagnostische Merkmale der Frontpsychiatrie- das Prinzip der Nähe, der<br />

Unmittelbarkeit und der Erwartung- an der Front Anwendung. Zum ersten mal wurden<br />

protektive Faktoren wie Training, Zusammenhalt der Gruppe, Führung, Motivation und Moral<br />

untersucht“ (van der Kolk et. al. 2000c, S. 83). Außerdem wurden Behandlungsmethoden in<br />

Form von Gruppentherapien entwickelt, die aber schon bald nicht mehr mit Kriegsveteranen,<br />

schon gar nicht mit anderen Gruppen weiter praktiziert wurden (vgl. ebd.).<br />

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