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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Dieser Neurologe wies sie aber nicht ab, sondern verschrieb ihr Medikamente („Insol-<br />

Insolfin oder so“). Dass sie sich den Namen des Medikamentes nicht merken kann, ärgert sie<br />

(„Gott oh Gott, jetzt hab ich das irgendwo in meinem Attest, jetzt weiß ich nicht mehr.“).<br />

Diese Psychopharmaka haben ihr für drei Monate geholfen („Ich hab mich wirklich gut<br />

gefühlt wieder. Also, ich war ein anderer Mensch“). Sie hat sie nach drei Monaten ohne<br />

Absprache abgesetzt, „weil ich wollte ohne Medikamente und dann bin ich in ein tiefes Loch<br />

gefallen“. In Absprache mit einer zweiten Neurologin, habe sie weitere Medikamente<br />

ausprobiert. Einmal habe sie Infusionen bekommen, bis sie „Panik gekriegt“ habe. „Ich weiß<br />

nicht, ob das ob das noch dazu von diesen Medikamenten, oder das war meine, meine, meine<br />

Psyche.“ Bis heute befindet Katarina sich in Behandlung bei dieser Neurologin. Diese habe<br />

aber keine Gespräche angeboten, sondern medikamentös behandelt. Die Kommunikation mit<br />

der Neurologin scheint eingeschränkt. Es bestehe wenig Zeit zum Reden, Sprachbarrieren<br />

existierten und Katarina habe „immer geweint“.<br />

Zu einer Krisenzeit schlug die Neurologin ihr eine Psychotherapie vor („Dann hat sie<br />

gesagt, vielleicht hilft ein Therapeut“). In eine psychiatrische Klinik wollte Katarina nicht.<br />

(„Ich wollte nicht, ich hatte einfach, ich weiß nicht, meine Schwägerin war auch im<br />

Krankenhaus, in der Neuropsychiatrie, ich hab sie oft besucht und da hab ich auch gesehen<br />

wie- Ob es mir hilft oder nicht, keine Ahnung, aber auf jeden Fall hatte ich Angst.“). Sie hat<br />

schließlich einen von der Neurologin empfohlenen Psychotherapeuten aufgesucht, der mit ihr<br />

„vier Gespräche alleine geführt“ hat. Dabei wurde sie „nach dem Krieg und alles, was ich<br />

erlebt habe“ gefragt. Daraufhin habe der Therapeut sie in eine Psychotherapiegruppe<br />

geschickt. Dort fühlte sie sich aber fehl am Platze, weil die anderen „ganz andere Probleme“<br />

hatten und weil „mein Problem war Krieg“. („Da hab ich, gemerkt, ich gehöre überhaupt<br />

nicht in diese Gruppe. Weil da war keiner aus Bosnien und dann hat mich auch keiner<br />

verstanden.“.) Außerdem hatte keine andere TeilnehmerIn einen Krieg erlebt. Aber sie ist ein<br />

Jahr dorthin gegangen, bis sie es abbrach. Die Neurologin regte an, dass sich Katarina selbst<br />

etwas passendes suchen sollte („Sie sagte, es gibt viele Hilfsorganisationen“).<br />

So hat sie sich in einen Berliner Verein begeben, in dem psychosoziale Hilfen für<br />

Flüchtlinge aus der Region angeboten werden. In diesem Verein haben sich auch die<br />

Gesprächspartnerinnen kennengelernt. Die Zuwendung zu diesem Verein stellt einen<br />

Wendepunkt in ihren Erfahrungen in der Behandlung ihrer Beschwerden dar. („Und als ich<br />

von der Einrichtung A gehört habe, danach hat sich vieles verändert, da konnte man über<br />

alles reden, über den Krieg und die Probleme, welche man hier hat.“) Der Austausch mit<br />

anderen Flüchtlingen aus Bosnien und Hercegovina hat Katarinas Lebenssituation verändert.<br />

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