vollständige Diplomarbeit - Socialnet

ei einer Familie geschlafen, die waren
auch Katholisch und überall verbrannte
Häuser. Da hab ich mir auch als ich noch
Unten 192 gewesen bin, immer gedacht,
mein Gott, wie kann ich hier leben. Weil,
wenn es nicht weiter Krieg gegeben hätte,
wenn es in dem Moment gestoppt hätte
und wenn alles ruhig wäre, alles. Ich hab
mich auch in dem Moment gefragt, wie
kann ich in meinem Haus schlafen, und
meine Schwiegermutter und alle haben
nichts. Weil, die haben mich in dem
Moment auch gehasst. Meine
Schwiegermutter hat auch zu mir gesagt,
deine Ustaša 193 haben mein Haus
verbrannt. Das war auch nicht nur Krieg,
es war auch Verletzung von Familie, weil
es eine gemischte Ehe ist. Vielleicht hat sie
mich nicht gehasst, aber in dem Moment,
in dem Moment hat sie alle gehasst, weil
sie hat alles verloren und in dem Moment
hat noch mein Schwiegervater gelebt, aber
danach war es immer schlimmer und
schlimmer. Und dann waren wir
vertrieben. In dem Moment, wir waren
noch zuhause, leider, die haben gesagt, wir
dürfen noch bleiben und so. Aber danach
immer mehr und mehr, immer vertrieben
und zum Schluss durfte keiner bleiben von
den Moslems. Und das ist immer so diese
Erniedrigung, immer dieses Gefühl, du
hast kein Recht, weil du nur mit einem
Moslem verheiratet bist. In einer anderen
Stadt ist es umgekehrt. Weil in Bosnien
war Krieg in jeder Stadt, jede Stadt hat
eine Geschichte für sich. Wenn es in B
zwischen Moslems und Katholiken war,
war es in einer andere Stadt zwischen
Serben und Moslems und zwischen Serben
und Katholischen. Und zum Beispiel in
welchen Teilen nach dem Krieg in ganz
Bosnien- in manchen Teilen waren mehr
Katholen oder Moslems, da haben die auch
Serben vertrieben. Ich meine, jede Stadt
und jedes Dorf hat eine Geschichte für
sich. Man kann nicht alle vergleichen.
Wenn ich zum Bespiel aus A, mit meiner
192 In Bosnien und Hercegovina.
193 Kroatische faschistische Vereinigung aus dem 2.
Weltkrieg. Schimpfwort für ‚KroatInnen’ oder
katholische BosnierInnen.
Mutter spreche über den Krieg, hat sie gar
keine schlechten Erfahrungen mit Moslems
gemacht und da hassen die Katholischen
keins Moslems, weil die sich so gut
verstanden haben im Krieg. Sie haben sich
gegenseitig geholfen, weil die beide
betroffen waren von den Serben und in B
hassen sich Moslems und Katholische
immer noch. Deswegen kann man nicht
sagen, es ist nur eine Seite, weil, ich
meine, wie ich weiß, ich weiß, dass
Milosevic und Tudman, Miloševic an der
ersten Stelle, so denke ich immer noch
heute, hat den Krieg angefangen. Aber
dann Tudman auch, Kroatien wollte auch
einen Teil von Bosnien. Und dann zum
Ende haben die Moslems auch Waffen
gekriegt, von, von, keine Ahnung und die,
weil die hatten auch keine andere Wahl. So
denke ich.. Aber jetzt sind die 194
schlimmer als alle anderen. Ich meine, alle
sind jetzt für mich schlimm. Es ist jetzt
ruhiger geworden. Keiner verträgt sich,
aber trotzdem denke ich, dass das nicht so
einfach- dass viele vergessen haben, was
war, das glaub ich auch nicht. Viele tun
jetzt so, aber ich hab von meiner Familie
nie diesen Hass gekriegt, dass ich eine
andere Religion hasse, hab ich auch nie
gehabt. Ich hasse keine Leute. Weil meine
Familie, meine Schwester ist mit einem
Serben verheiratet.
- Heute auch noch?
„Und wie ich mich fühle, ich weiß
nicht, vielleicht wenn ich hier eine
andere Zukunft hätte, von Anfang
an, dass ich zum Beispiel ein
Visum gekriegt hätte und Arbeit
gefunden hätte und dann könnt
ich sagen, ja, ich lebe jetzt hier, ich
versuche das zu vergessen, den
Krieg. Vergessen kann man
einfach nicht, aber danach war
hier Kampf.“
Katarina- Auch noch. Sie lebt mit ihm
noch, zwei Kinder haben die. Meine
194 ‚Moslems’
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