vollständige Diplomarbeit - Socialnet

wenn ich rede, dass ich immer weniger
weine, wegen dem Reden und so.
„Trauma. Trauma, das sind alle
meine Erlebnisse, alles, was ich im
Krieg erlebt habe, dass die
Erlebnisse irgendwo in meinem
Kopf sind.“
- Trauma, das Wort, was ist das für dich?
Lejla- Trauma. Trauma, das sind alle
meine Erlebnisse, alles, was ich im Krieg
erlebt habe, dass die Erlebnisse irgendwo
in meinem Kopf sind. Und das, wenn ich
mich, wenn ich darüber nachdenke, dann
machen die mich sehr traurig, sehr
depressiv und (Pause). Ja, so.
(Lejla kommen die Tränen)
- Möchtest du das Interview abbrechen,
oder möchtest du noch weiter machen?
Lejla- Noch weiter.
- Ist OK?
Lejla- Ja.
- Sag mir aber bescheid, wenn du nicht
mehr möchtest. (Pause)
Und weißt du noch, wann dir das erste Mal
ein Psychologe oder ein Arzt so ein Attest
für die Ausländerbehörde geschrieben hat?
Wann das das erste Mal war?
Lejla- Das war dann im- ich hab das
zuhause, aber mein erstes Attest war bei A,
eine Therapeutin, die diese
Gruppentherapie bei Einrichtung A
gemacht hatte, da. Ne, mein erstes war bei
B, weil wir diese Gruppe, als ich das erste
mal meine Geschichte erzählt habe, da hat
C mir eine Einzeltherapie vorgeschlagen
und dann bin ich zu B. Das war Ende 1997.
So ungefähr.
„Wenn du sagst, dass du eine
Therapie machst, dass du zum
Beispiel bei einem Psychologen
bist, dann heißt das, dass du
dumm bist.“
- Und du hattest vorher schon erzählt, du
bist vorher zu Ärzten gegangen und dann
irgendwann zu einer Psychologin.
Lejla- Zur Psychologin bin ich dann erst
Anfang 1997 zu der Einrichtung A
gegangen.
- Der Grund dafür, dass du dann zur
Psychologin gegangen bist war welcher?
Lejla- Ich hatte diese amerikanischen
Filme gesehen. Und die Leute saßen da so,
über Alkoholiker war das meistens oder so,
wo die über Probleme reden und alles. Und
dann als man gesagt hatte, dass so was da
ist, dann hatte ich irgendwie im Kopf, ja so
ist das. Weil, für mich war klar, was für
eine Therapie das ist. Aber ich durfte
darüber nicht so laut reden, zum Beispiel
zuhause, dass ich zu einer Therapie gehe.
Unsere Mentalität ist ja so, weißt du ja.
Wenn du sagst, dass du eine Therapie
machst, dass du zum Beispiel bei einem
Psychologen bist, dann heißt das, dass du
dumm bist. Weißt du ja. Aber mir war es
klar. Und dann, also, ich war immer unter
meiner Familie, ich hatte keine
Erfahrungen, dass man- zum Beispiel mein
Arzt hat mich nie zu einem Psychologen
geschickt. Die haben mir immer gleich-
das war ein Internist in B und er hat mir
diese Beruhigungstabletten gegeben. Der
hat mich zu niemandem geschickt. Und
dann hab ich von Einrichtung A gehört,
diese Freitagsgruppe und so. Da hab ich
erst von Therapie gehört, aber ich wusste
schon durch die Filme, dass so was
möglich ist. Das heißt, für mich war das
nicht fremd, aber es dauerte fast fünf
Monate, bis ich zuhause sagen durfte, wo
ich hingehe.
„Wie ich das tragen kann, das ist
mein Trauma.“
- Das hattest du von selbst entschieden,
dass du das probieren möchtest?
Lejla- Ja. Das war meine erste Erfahrung.
Ich war in einer großen Gruppe. Dann
siehst du, dass die anderen Leute auch
Probleme haben, die reden darüber und
manchmal denkst, du dass du selbst nichts
erlebt hast, und dann in einer halben
Stunde siehst du, dass du deine eigenen
Probleme hast, dein eigenes Trauma hast.
Das tut weh. Das hängt ab davon, was ich
für eine Person bin, wie ich das tragen
134