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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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So soll sich die Präsentation der Daten bewusst einer „Pragmatik der Niederschrift“ (ebd.<br />

S. 797) bedienen 118 . Es wird in die Daten allerdings aktiv eingegriffen, indem Titel für das<br />

gesamte Interview und Untertitel in das Interviewtranskript eingearbeitet werden. Alle Titel<br />

und Untertitel werden stets den Äußerungen der Interviewten entnommen. Welche Zitate<br />

ausgewählt werden und an welchen Stellen sie eingebracht werden, wird nach dem jeweiligen<br />

Hintergrundwissen über den Gegenstand der Gespräche und der Position der<br />

GesprächspartnerIn entschieden. Der dem Dialog vorangehende Text sowie die Titel und<br />

Überschriften haben die Funktion<br />

„den Blick des Lesers auf jene relevanten Merkmale zu richten, die eine zerstreute<br />

und unzureichend gewappnete Wahrnehmung übersehen würde. Sie haben die<br />

Funktion, an die sozialen Bedingungen [...] zu erinnern, deren Produkt der Verfasser<br />

der Rede ist, seine Laufbahn, seine Ausbildung, seine Berufserfahrungen, alles, was<br />

in der transkribierten Rede sowohl verborgen wie offengelegt wird“ (Bourdieu,<br />

1997/2002a, S. 14).<br />

Ziel dieser analytischen Einleitungen ist insbesondere eine Kontextualisierung des im<br />

Interview Gesprochenen, welches die Positionen und Perspektiven der Befragten in den<br />

Kontext ihrer Lebenswelten stellen soll, um ihre Aussagen verstehbar zu machen. Dies sei<br />

möglich durch die „Darlegung aller zur objektiven Analyse der Stellung der befragten Person<br />

und zum Verständnis ihrer Stellungnahmen erforderlichen Elemente, ohne dabei zu ihr die<br />

objektivierende Distanz einzunehmen, die sie auf den Zustand entomologischer Neugierde<br />

reduzierte; die Übernahme eines Standpunktes, der der befragten Person so nahe wie möglich<br />

ist, ohne sich dabei ungerechterweise in jenes Alter ego, das stets noch, ob man es will oder<br />

nicht, ein Objekt bleibt, hineinzuprojizieren, um sich fälschlich zum Subjekt seiner Weltsicht<br />

zu machen“ (ebd. S. 14).<br />

Bourdieu et al. liefern allerdings keine explizite Anleitung der angewandten Methoden der<br />

Interviewführung sowie Präsentation. Es wird lediglich versucht, die Intentionen und<br />

Prinzipien oder Prämissen zu explizieren, die von den unterschiedlichen MitarbeiterInnen der<br />

Forschungsarbeit angewendet wurden. Die Lesenden sollen dadurch in die Lage versetzt<br />

werden, die „Konstruktions- und Verstehensarbeit, aus der die Texte hervorgegangen sind,<br />

nachzuvollziehen“ (Bourdieu 1997/2002b, S.780). Die Methode der empirischen Arbeit habe<br />

sich nicht direkt aus theoretischen Überlegungen oder Ableitungen entwickelt, sie<br />

kristallisierte sich „in der fortwährenden Konfrontation der Erfahrung und Überlegungen der<br />

einzelnen Mitarbeiter [...] in Form der Ausformulierung und fortschreitenden Kodifizierung<br />

der in der Praxis konkret durchgeführten Verfahren Schritt für Schritt immer klarer heraus“<br />

118 Auch subjektwissenschaftliche Praxisforschung bedient sich solch einer Pragmatik der Niederschrift, die<br />

Interviews werden hier „ohne spezielle Regeln ‚abgeschrieben’ und- in Form von Fußnoten- mit Kommentaren,<br />

Problematisierungen und Nachfragen gemäß der Projektfragestellung versehen“ (Markard 2000b, S. 227).<br />

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