vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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und aufgewachsen. Für diese Personen hat es weiterhin eine mitunter existenzielle Bedeutung,<br />
in welcher Form mit Flüchtlingen politisch umgegangen wird. Heute besteht kein politischer<br />
Wille, durch vergleichbare Sonderregelungen ‚Traumatisierungen’ bei andere Gruppen von<br />
Flüchtlingen in einer ähnlichen Form zu berücksichtigen. Im Gegenteil wird von Politik und<br />
Recht eine Eingrenzung des Einbringens klinisch- fachlicher Expertisen in<br />
aufenthaltsrechtliche Verfahren verfolgt. Allerdings werden solche Begutachtungen weiterhin<br />
in aufenthaltsrechtliche Verfahren eingebracht und finden Berücksichtigung, etwa vor<br />
Härtefallkommissionen oder im Rahmen der Geltendmachung von Abschiebehindernissen.<br />
Insbesondere in Widerspruchsverfahren vor VerwaltungsrichterInnen wird das Einbringen<br />
von klinisch- fachlichen Begutachtungen voraussichtlich weiterhin eine erhebliche Rolle<br />
spielen. Für PraktikerInnen, die sich zu BegutachterInnen in aufenthaltsrechtlichen Verfahren<br />
weitergebildet haben, stellen vom Gericht in Auftrag gegebene Sachverständigengutachten<br />
eine neue finanzielle Einnahmequelle dar. Allerdings stellt die Verfertigung dieser<br />
Sachverständigengutachten PraktikerInnen vor neue Widersprüche, da solch ein<br />
Gutachtenauftrag nicht ohne weiteres abgelehnt werden darf, so dass PraktikerInnen in<br />
bestimmten Fällen ein sog. Negativgutachten vorbringen müssen. was für den entsprechenden<br />
Flüchtling negative Konsequenzen hat. Allein schon um die eigene Gruppe der zusätzlich<br />
qualifizierten ‚TraumabegutachtungsexpertInnen’ zu schützen, werden sich die<br />
entsprechenden PraktikerInnen weiterhin einmischen.<br />
Die in diesem Kapitel diskutierten Ergebnisse dieser Forschungsarbeit haben den<br />
Zusammenhang zwischen dem Kontext der Begutachtung und konkreten Auswirkungen auf<br />
PraktikerInnen und ‚Betroffene’ verdeutlicht. Widersprüche berufspraktischen Handelns<br />
sowie die Explizierung der Positionen und Perspektiven der ‚Objekte’ dieses<br />
berufspraktischen Handelns wurden herausgearbeitet. Selbstverständlich wäre es möglich, den<br />
behandelten Forschungsgegenstand anders gewichtet zu untersuchen. Aus zeitökonomischen<br />
Gründen und weil explizite Analysen den Rahmen dieser Forschungsarbeit sprengen würden,<br />
wurde nicht systematisch auf folgende wichtige Dimensionen eingegangen:<br />
Eine Beschäftigung mit dem Kontext der Kriege im ehemaligen Jugoslawien wäre einem<br />
tieferen Verständnis der Positionen und Perspektiven bosnischer Flüchtlinge zuträglich<br />
gewesen, insbesondere der Nachvollzug, warum ethnische Kategorien- die so vorher nicht<br />
existierten- durch die Kriege eine Bedeutung gewonnen haben. So könnte dem deutlicher<br />
Rechnung getragen werden, dass sie auf der einen Seite insbesondere in der empirischen<br />
Studie eine der zentralen Bestimmungen darstellt, ohne das dabei das Missverständnis<br />
entsteht, dass diese ethnischen Kategorisierungen in Form vom ‚ewigen Hass der Ethnien auf<br />
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