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Kapitel Neun- Katarina<br />
9.3. Kommunikative Validierung mit Katarina<br />
Katarina erklärte sich sofort zu einem zweiten Gespräch bereit, als die Interviewerin es ihr<br />
vorschlägt. Die kommunikative Validierung findet im Rahmen eines informellen Treffens der<br />
Gesprächspartnerinnen statt. Bevor sie mit dem Gespräch beginnen, essen sie gemeinsam mit<br />
dem Ehemann und Sohn und tauschen sich über Neuigkeiten aus. Am Morgen ist Katarina im<br />
Rahmen einer europäischen Studie drei Stunden lang zu ihren Beschwerden und ihrer<br />
Behandlung mittels standardisierter Fragebögen befragt worden. Sie ist per Zufallsauswahl für<br />
diese Untersuchung ausgewählt worden, es kam ihr jedoch nicht in den Sinn, abzulehnen.<br />
Über diese Befragung erzählt Katarina im Vorfeld der kommunikativen Validierung und stellt<br />
immer wieder Vergleiche zu beiden Befragungssettings her. Mit der Verfasserin der<br />
Forschungsarbeit zu reden, falle ihr leicht und sei ihr angenehm, da beide sich kennen, die<br />
Befragung mit einer ihr fremden Person sei belastend und ‚komisch’. Die Fragebogenfragen<br />
seien zu viele gewesen und immer wieder ähnlich, irgendwann habe sie sich „benommen<br />
gefühlt und ein Piepen in meinem Ohr“ bekommen. Aber Teil einer großangelegten Studie zu<br />
sein, gebe ihr auch ein Gefühl von Wichtigkeit.<br />
Im Vorfeld des Interviews ist die Atmosphäre entspannt, dies ändert sich allerdings mit<br />
dem Beginn der kommunikativen Validierung. Die Interviewerin bittet Katarina, das<br />
Transkript des Gespräches zu lesen und darauf zu achten, ob sie sich richtig wiedergegeben<br />
fühlt oder ob sie etwas ergänzen, erläutern oder diskutieren möchte. Katarina ist überrascht,<br />
wie viele Seiten das Transkript umfasst. Ihr sei nicht klar gewesen, dass alles, was sie gesagt<br />
habe, niedergeschrieben wurde. Katarina beginnt, das Transkript akribisch zu lesen. Beim<br />
Lesen guckt sie immer wieder auf, erzählt etwas, fragt etwas oder merkt etwas an, um sich<br />
wieder in das Transkript zu vertiefen. Katarina ist bemüht, alle Gesprächsinhalte in all ihren<br />
Details korrekt wiederzugeben und fügt immer wieder erläuternde Details an. Sie setzt sich<br />
unter Leistungsdruck, bspw. fragt sie, ob die Interviewpartnerin grammatikalische Fehler<br />
geglättet habe, da es ihr unangenehm sei, wenn ihr deutsch nicht korrekt sei. Sie sagt, „jetzt,<br />
wo ich es lese, merke ich, wie sich alles wiederholt und das ich alles durcheinandergesagt<br />
habe“. Auch das Argument, dass das Gespräch anonymisiert sei und es nicht durcheinander<br />
sei, beschwichtigt Katarina wenig. Die Interviewerin erwähnt, dass es kein richtig oder falsch<br />
gebe und dass Katarina sich nicht unter Druck setzten müsse. Daraufhin lachen beide, aber<br />
Katarina entgegnet, sie könne eben nicht aus ihrer Haut. Nach 1 ½ Stunden unterbricht die<br />
Interviewerin das Transkriptlesen, Katarina ist erst auf Seite drei, sie sagt „ich könnte ein<br />
bisschen schneller lesen, aber wenn ich langsamer lese, dann kann ich nicht alles merken“.<br />
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