vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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So entstand die Idee, einen Begutachtungsprozess in seiner Entstehung zu dokumentieren<br />
und die Begutachtungspraxis zu reflektieren. Die Verfasserin entwickelte das Vorhaben, einen<br />
Begutachtungsprozess in seiner Komplexität zu dokumentieren. Dabei schwebte ihr vor, so<br />
viele an diesem Prozess Beteiligte wie möglich in ihren Perspektiven auf solch eine<br />
Begutachtung zu erfassen. Dazu gehören die Therapeutin/ Gutachterin, Begutachtete und<br />
SprachmittlerInnen, aber auch RechtsanwältInnen, Entscheidungstragende sowie<br />
Familienmitglieder. Da eine Erfassung aller AkteurInnen der Begutachtung im Rahmen einer<br />
<strong>Diplomarbeit</strong> schwer zu verwirklichen ist, entschied sich die Verfasserin, sich auf die<br />
Gutachterin und Begutachtete zu beschränken. In Kooperation mit der Einrichtung XENION<br />
wurden drei Klienten aus Bosnien und Hercegovina, bzw. Serbien und Montenegro<br />
aufgenommen, welche die Verfasserin mittels Aufnahmebogen aussuchte. Es wurden drei<br />
Begutachtungsprozesse begleitet, aber auch aktiv an der Gutachtenerstellung mitgearbeitet.<br />
Zu jedem der drei begutachteten Männer wurden drei gutachterliche Erhebungsgespräche von<br />
der Therapeutin der Einrichtung geführt. In dem Entstehungsprozess der Stellungnahmen war<br />
die Verfasserin selbst eine der AkteurInnen, indem sie die schriftlichen Stellungnahmen<br />
vorbereitete und mitverfasste und als Protokollantin bei den Erhebungsgesprächen anwesend<br />
war, auch mit den RechtsanwältInnen und anderen Beteiligten des Anerkennungsverfahrens<br />
kommunizierte. Die gutachterlichen Erhebungsgespräche wurden von der Verfasserin per<br />
digitaler Aufnahme aufgezeichnet und transkribiert. Nach sowie vor den<br />
Erhebungsgesprächen wurden weiter die Gespräche zwischen Verfasserin dieser<br />
Forschungsarbeit mit der Therapeutin/ Begutachterin, z.T. war auch die Dolmetscherin<br />
anwesend, ebenfalls aufgezeichnet und transkribiert 130 . Diese waren einerseits offene<br />
Interviews, in denen mit der Therapeutin/ Begutachterin Hypothesen zur Reflexion der<br />
Begutachtungspraxis diskutiert wurden, jedoch auch konkrete Fallbesprechungen über<br />
künftige Strategien der weiteren Arbeitsschritte sowie Vorgehen in der Begutachtung.<br />
Parallel dazu führte die Verfasserin vier Interviews mit befreundeten<br />
begutachtungserfahrenen ‚traumatisierten’ Frauen aus BiH bzw. dem südserbischen Sandžak<br />
zu der Frage, wie sie im Zusammenhang mit einer Attestierung einer kriegsbedingten<br />
‚Traumatisierung’ einen gesicherten Aufenthaltsstatus erlangten, insbesondere wie sie selbst<br />
die Begutachtungssituation wahrgenommen haben. Es interessierte die u.U. kritische<br />
Perspektive von Begutachtungserfahrenen auf die Begutachtungskonstellation. Dabei<br />
interessierte speziell die weite, über den konkreten Kontext hinausgehende<br />
Begutachtungskonstellation, jedoch auch wie eine Stellungnahme aus ihrer Perspektive ganz<br />
130 Siehe dazu Anhang Sechs, anonymisierte Transkripte der Begutachtung sowie der erfolgten Vor- und<br />
Nachgespräche auf CD- Rom.<br />
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