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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Kontakt und möchte die Interviewerin nicht in irgendeine Richtung beeinflussen. Individuelle<br />

Personen als Täter oder die Enttäuschung, dass alte Bekannte und Freunde ihr nicht geholfen<br />

haben, spricht Lejla nicht direkt an.<br />

Seitdem ihr Ehemann im Krieg verschleppt wurde, hat Lejla keinen neuen Partner<br />

kennengelernt. Später erfährt sie, dass er gewaltvoll ums Leben gekommen ist. Sein Leichnam<br />

war lange verschwunden. 1998 wurde seine Leiche gefunden und beerdigt.<br />

Lejla ist privat eine zurückhaltende Person, zur gleichen Zeit beruflich sehr engagiert und<br />

aktiv. Sie war lange Zeit in unterschiedlichen Projekten in dem o.g. Berliner Verein tätig. In<br />

diesem Verein hat sie sich für unterschiedliche Projekte ‚unentbehrlich’ gemacht, indem sie<br />

sehr viel und engagiert gearbeitet hat. Für zwei Jahre hat sie eine Anstellung über eine<br />

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in dieser Einrichtung bekommen. Diese wird in der Regel für<br />

nur ein Jahr bewilligt. Nach zwei Jahren konnte ihre Stelle nicht mehr verlängert werden.<br />

Während dieser zwei Jahre hat Lejla unter anderem die Leitung des Projektes der<br />

Patenschaften für Kinder aus Bosnien und Hercegovina übernommen sowie in einem<br />

Deutsch- Bosnisch- Französischen Kinderprojekt tragend mitgearbeitet, in dem auch die<br />

Interviewerin arbeitete. Eine Möglichkeit bezahlt länger in der Einrichtung weiterzuarbeiten,<br />

hat sich aufgrund der angespannten finanziellen Lage des Vereins noch nicht ergeben. Lejla<br />

hat sich entschieden, für zwei Tage in der Woche zunächst unbezahlt in der Einrichtung<br />

weiter zu arbeiten, um ‚dabei zu bleiben’. Parallel ist sie auf der Suche nach einem neuen<br />

Arbeitsplatz und einer neuen Perspektive. Diese unsichere berufliche Situation belastet Lejla.<br />

Sie macht sich Sorgen, ist niedergeschlagen und äußert häufig Zukunftsängste. Die<br />

ehrenamtliche Weiterarbeit hält Lejla zwar beschäftigt, jedoch nimmt Lejla dieses<br />

ehrenamtliche Engagement nach zwei Jahren bezahlter Arbeit als einen sozialen Abstieg<br />

wahr. Die Bezahlung ihrer Arbeit, wenn sie auch nicht viel war, bedeutete Lejla viel.<br />

Lejla wohnt zusammen mit ihrem 16 jährigen Sohn in einem Stadtteil von Westberlin in einer<br />

1 ½ Zimmerwohnung. Sie selbst wohnt und schläft im Wohn- und Esszimmer der Wohnung.<br />

Die Stimme von Lejla wird schon nach fünf Minuten des Gespräches brüchig, als sie<br />

erzählt, dass sie 1993 „illegal über die Grenze“ nach Berlin eingereist ist. Ihre Eltern,<br />

Schwiegereltern und Schwägerin waren schon vor ihr nach Berlin geflüchtet. Die<br />

Zwillingsschwester von Lejla ist zwei Monate später mit ihrer Familie nach Berlin geflüchtet,<br />

die zweite Schwester ist neun Monate später gekommen. Alle haben sie bis zur Flucht in dem<br />

selben Ort gelebt. Auch der Ehemann der Schwägerin ist während des Krieges umgekommen.<br />

In ihrem Herkunftsort haben vor den kriegerischen Ereignissen zu ungefähr gleichen<br />

Teilen ‚KroatInnen’, ‚BosniakInnen’ und ‚SerbInnen’ gelebt. Nun liegt ihr Herkunftsort in der<br />

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