vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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Durch Explikation, insbesondere durch das in Bezug setzen von Aussagen zu den<br />
institutionellen Bedingungen soll eine Datenmehrdeutigkeit reduziert werden. Bedeutungen<br />
von Bedingungen werden rekonstruiert.<br />
Es ist kritisch anzumerken, dass Bourdieu et. al. keine Vorgehensweise zur Analyse des<br />
Interviewmaterials explizieren. Auch sind die im „Elend der Welt“ (1997/2002) erschienenen<br />
Interviewpräsentationen sehr unterschiedlich im Schreibstil, sie sind auch in der Länge<br />
ungleich. Es eint sie die unterschiedliche Präsentation, die äußere Form und hier und in 6.1.<br />
diskutierten methodologischen Grundsätze, die Positionen und Perspektiven der Interviewten<br />
mit ihren gesellschaftlichen und institutionellen Hintergründen zu verstehen und den<br />
RezipientInnen verständlich zu machen. Bourdieu et. al. (1997/2002) bieten eher<br />
methodologische Grundsätze der empirischen Forschung, als eine konkrete Unterweisung in<br />
die Vorgehensweise. Wie und in welchen Arbeitsschritten die Interviewanalysen entstanden<br />
sind, ist leider kaum transparent.<br />
6.6.5. Vorgehen bei der Interviewanalyse<br />
Aufgrund der mangelnden Transparenz der Analyseschritte wird neben Bourdieu et. al.<br />
(1997/2002) auf Witzels (1982) Auswertungsanleitungen bezug genommen. Die Analysen der<br />
Interviews haben einen kreisenden Charakter. Um eine Nähe zum Material zu gewährleisten,<br />
erfolgt die Interpretation möglichst rasch nach Interviewführung, zumindest in ihren ersten<br />
Schritten. Phasen der Interpretation folgen Phasen der Überprüfung: Bereits während des<br />
Prozesses des Transkribierens werden die ersten Gedanken und Interpretationen der<br />
Interviewerin notiert. Es wird auch notiert, was von der Interviewerin im Nachhinein nicht<br />
verstanden wurde oder welche Gesprächsinhalte die Interviewerin noch einmal aufnehmen<br />
möchte. Auch soll auf Missverständnisse, Suggestivfragen oder Unaufmerksamkeiten von<br />
Seiten der Interviewerin geachtet werden. Dem kann Rechnung getragen werden, indem<br />
Interpretationen in diesem Umfeld entweder relativiert, gänzlich weggelassen werden, oder<br />
dass im zweiten Termin mit der Interviewten noch einmal nachgefragt wird. Der erste Schritt<br />
des Interpretationsprozesses liegt darin „die verschiedenen zentralen, im Interviewleitfaden<br />
festgehaltenen Problemfelder sowie die vom Befragten darüber hinaus explizierten Themen<br />
zu identifizieren“ (Witzel 1982, S. 110). Parallel werden dazu Kommentare zur Art und Weise<br />
des Gesagten notiert. Insbesondere wird darauf geachtet, welche Teile des Gesprächs welche<br />
Themen implizit verhandeln. Diese implizierten Verhandlungen sollen expliziert und<br />
kontextualisiert werden. In einem zweiten Schritt erfolgen Überlegungen zu der Frage, welche<br />
Bedeutungen und Funktionen bestimmte Perspektiven und Thematisierungen für die<br />
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