vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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auf welche sich in der empirischen Studie bezogen wird, wobei das konkrete Verhalten zu<br />
diesen erst in der empirischen Studie Thema wird.<br />
Aus Aufgabenstellung und Perspektive der PraktikerInnen der psychosozialen Arbeit mit<br />
Flüchtlingen werden im ersten Teil der Forschungsarbeit mittels subjektwissenschaftlich<br />
orientierter Analysen der Berufspraxis die Kontexte der psychosozialen Arbeit mit<br />
Flüchtlingen expliziert und problematisiert. Angelehnt an Ausführungen von Markard &<br />
Holzkamp (1989) und Markard (2000a) wird dargestellt, dass zur Klärung von<br />
Praxisproblemen neben einem psychologisch- fachlichen- auch der politisch-<br />
gesellschaftliche, juristische und institutionelle Rahmen einbezogen werden muss, um<br />
bedeutungsvollen Analysen entwickeln zu können. Bemängelt wird in Markard & Holzkamp<br />
(1989) „dass psychologische bzw. mit psychologischen Fragen verbundene Berufspraxis<br />
bislang unzureichend Gegenstand wissenschaftlicher Analyse war und zwischen<br />
grundwissenschaftlicher Psychologie und berufspraktischer Psychologie eine tiefe Kluft<br />
besteht- und dass sich demgemäß keine ‚Darstellungskultur’ für das Reden und Schreiben<br />
über Praxis entwickelte“ (ebd., S. 5). So wurde eine subjektwissenschaftliche<br />
Herangehensweise der Praxisbeschreibung entwickelt, um diese Lücke zu schließen. Dabei<br />
wird „generell die Beschreibung von Praxis als Rekonstruktion ihrer Entwicklung (bzw. der<br />
Entwicklung ihrer institutionellen etc. Aspekte)“ (Markard & Holzkamp 1989, S. 13) gefasst.<br />
Bei der Analyse der Bedingungen und des Verhaltens der PraktikerInnen zu diesen soll es<br />
aber nicht darum gehen, „Probleme und Möglichkeiten psychologischer Tätigkeit auf (die<br />
individuelle) Kompetenz der psychologisch Tätigen zu reduzieren“ (Markard 2000a, S. 14),<br />
bzw. auf ein Unvermögen von individuellen PraktikerInnen im Feld der Begutachtung<br />
potentiell ‚traumatisierter’ Flüchtlinge. „Das bedeutet aber auch, dass die Möglichkeiten einer<br />
(individuellen) emanzipatorischen psychologischen Praxis mit fachlichen und<br />
gesellschaftlichen Entwicklungen und darin liegenden Handlungsmöglichkeiten wie –<br />
einschränkungen vermittelt sind. [...] Wird dieser Zusammenhang vernachlässigt, wird das<br />
fachliche Problem der Relevanz auf Probleme individueller Kompetenz verschoben“<br />
(Markard 2000a, S. 14, Hervorhebungen im Original). Dahingegen müssen der juristische,<br />
institutionelle und gesellschaftliche Kontext und die Funktionalität 7 psychosozialer Praxis mit<br />
einbezogen werden, neben einer psychologisch- fachlichen Analyse, um das häufig<br />
widersprüchliche Handeln der PratikerInnen nachvollziehbar zu machen.<br />
7 „Funktionskritik meint hier im wesentlichen eine auf die eigene Praxis bezogene Konkretisierung von<br />
Ideologiekritik, die ja Theorien und Methoden danach befragt inwieweit sie gegebene gesellschaftliche<br />
Verhältnisse stützen“ (Markard & Holzkamp 1989, S. 39, Hervorhebung im Original).<br />
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