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Alpträume, Flashbacks und Übererregbarkeit klagten“ (Liebermann et. al. 2001, S. 13) 72 . So<br />

wurde mit der PTSD ein psychiatrisches Diagnosebild geschaffen, dass das Vorhandensein<br />

eines äußeren ‚traumatisierenden Geschehens’ als Ursache für psychische Beschwerden wie<br />

Wiedererleben, Vermeidungsverhalten, emotionales Betäubtsein und Übererregbarkeit<br />

kennzeichnet (vgl. Brett 2000; Lützel 1999).<br />

Da das Diagnosebild einer PTSD nicht ganz deckungsgleich in beiden klinischen<br />

Klassifikationssystemen definiert bzw. eingeordnet ist, wird es hier nochmals getrennt<br />

vorgestellt. Nach welchem Klassifikationssystem eine PTSD diagnostiziert wird, ist für den<br />

Kontext der Begutachtung von Flüchtlingen rechtlich irrelevant, um eine Aufenthaltsbefugnis<br />

nach der Weisung der IMK vom November 2000 73 zu erwirken. So wird im Kontext der<br />

Begutachtungspraxis potentiell ‚traumatisierter’ Flüchtlinge nach beiden klinischen<br />

Klassifikationssystemen die Diagnose PTSD gestellt.<br />

3.3. Posttraumatische Belastungsstörung nach DSM-IV<br />

Im aktuell gültigen DSM- IV ist PTSD unter der Kategorie der Angststörungen aufgeführt, da<br />

davon Ausgegangen wird, dass Angst ein Hauptsymptom der PTSD ausmacht 74 . Die PTSD ist<br />

in sechs diagnostische Kriterien (A- F) eingeteilt 75 . Als Hauptmerkmal der PTSD wird im<br />

DSM- IV „die Entwicklung charakteristischer Symptome nach der Konfrontation mit einem<br />

extremen traumatischen Ereignis“ als Kriterium A benannt (DSM- IV 1996, S. 487).<br />

Kriterium B, C, und D beschreiben die für eine PTSD „charakteristischen Symptome“ (ebd.)<br />

des Wiedererlebens, andauernder Vermeidung und Abflachung der allgemeinen Reagibilität<br />

sowie anhaltende Symptome des erhöhten Erregungsniveaus (vgl. ebd.). Es werden eine<br />

Vielzahl an traumatischen Erfahrungen, die direkt erlebt wurden, beispielartig aufgeführt:<br />

„kriegerische Auseinandersetzungen, gewalttätige Angriffe auf die eigene Person<br />

(Vergewaltigung, körperlicher Angriff, Raubüberfall, Straßenüberfall), Entführung,<br />

Geiselnahme, Terroranschlag, Folterung, Kriegsgefangenschaft, Gefangenschaft in<br />

einem Konzentrationslager, Natur- oder durch Menschen verursachte Katastrophen,<br />

schwere Autounfälle oder die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit. Bei<br />

Kindern sind auch ihrem Entwicklungsstand unangemessene sexuelle Erfahrungen<br />

ohne angedrohte oder tatsächliche Gewalt als sexuell traumatische Erfahrung zu<br />

werten“ (DSM- IV 1996, S. 487).<br />

72 Wie bereits oben dargestellt, bereiteten gesellschaftliche Prozesse in den USA den Weg für die Einführung<br />

einer Diagnose der PTSD in das DSM- III, insbesondere durch die Lobby der Vietnamveteranen, aber auch<br />

durch die durch die Frauenbewegung thematisierten psychischen Belastungen und Schäden als Folge von<br />

sexualisierter Gewalt, bzw. sexuellen Missbrauchs in der Kindheit.<br />

73 Siehe dazu Kapitel Zwei.<br />

74 Es wird aktuell diskutiert, ob es nicht akkurater wäre, sie den dissoziativen Störungen zuzuordnen oder eine<br />

eigene Kategorie der Belastungsreaktionen zu schaffen, wie es im ICD- 10 erfolgt ist (vgl. Liebermann et. al.<br />

2001; van der Kolk et. al. 2000c; Brett 2000; Wöller et. al. 2001).<br />

75 Siehe im Anhang Eins die diagnostischen Kriterien für eine PTSD nach DSM- IV.<br />

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