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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Beide Gesprächspartnerinnen kennen den Kontext und die Perspektive der jeweils Anderen<br />

auf die angesprochenen Themen, die in Alltagsgesprächen ausgetauscht wurden. Im Vorfeld<br />

des Interviews äußert Munira Bedenken, die ‚richtigen’ Antworten zu geben, welche die<br />

Interviewerin brauche. Hauptmotivation, in das Interview einzuwilligen, ist der Wunsch, der<br />

Interviewerin behilflich zu sein. Munira ist im Vorfeld des Interviews angespannt. Nach<br />

Gesprächsende sagt Munira, dass sie sich wohl gefühlt habe in der Gesprächssituation und mit<br />

einer anderen Person nicht so offen geredet hätte.<br />

Es scheint wichtig zu sein, dass im Vorfeld versichert wurde, dass Munira jederzeit aus<br />

dem Gespräch aussteigen könne. Munira äußert, dass sie in ein Gespräch mit einer ihr<br />

fremden Person nicht eingewillt hätte. Was Munira und ihre Familie im Krieg genau erlebt<br />

haben, teilte sie der Interviewerin nur in Teilen mit. Dieses Nicht- Reden über die konkreten<br />

Erlebnisse während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien ist eine der wichtigsten<br />

unausgesprochenen Kommunikationsregeln im Gespräch zwischen Interviewerin und Munira.<br />

Der Gesprächsfokus liegt auf der Begutachtung und dem damit verbundene<br />

aufenthaltsrechtliche Anerkennungsverfahren. Deshalb nehmen ihre Belastungen durch die<br />

Krankheit ihrer Schwiegermutter und Mutter sowie der ungesicherte Aufenthaltstatus ihrer<br />

Familie einen großen Raum in dem Gespräch ein.<br />

Das Interview findet an einem Samstag in der Wohnung von Munira statt. Die vierjährige<br />

Tochter von Munira beschäftigt sich meist nicht alleine und braucht viel Aufmerksamkeit.<br />

Aus der Befürchtung heraus, dass die Tochter das Gespräch unterbricht, geht der Ehemann für<br />

die Zeit des Gesprächs mit der Tochter zu den Schwiegereltern. Die Tochter geht seit ein paar<br />

Monaten in den Kindergarten, ist aber ungern ohne ihre Mutter. Munira fühlt sich belastet<br />

durch die Tochter. Während des Interviews erwähnt sie ihre Tochter jedoch nicht.<br />

Das Interviewgespräch wird in deutscher Sprache geführt. Die Gesprächsatmosphäre ist<br />

entspannt und informell, auch wenn das bevorstehende Interview Munira nervös macht. Das<br />

Aufnahmegerät irritiert Munira anfangs etwas, später jedoch weniger. Während des<br />

Gesprächs läuft der Fernseher, auf den beide ab und an schauen. Munira stellt Kaffee und<br />

Kuchen auf den Tisch, den beide während des Gesprächs jedoch nicht anrühren, sondern erst<br />

nach dem Gespräch. Dass Kaffee und Kuchen auf dem Tisch stehen und der Fernseher im<br />

Hintergrund läuft, entspricht einer natürlichen Situation zwischen den beiden<br />

Gesprächspartnerinnen.<br />

Auf die Information, dass ihr Name, alle vorkommenden Personen, Institutionen und Orte<br />

anonymisiert würden, reagiert Munira mit gleichgültigem Schulterzucken. Sie vertraue der<br />

Interviewerin und habe nichts zu verheimlichen. Den Interviewnamen suchen beide<br />

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