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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Allerdings wird thematisiert, dass durch die gesellschaftliche Nähe und persönliche<br />

Beziehungen einige Gespräche unbrauchbar wurden, wenn relevante Inhalte wegen einer<br />

vermeintlichen Übereinkunft zwischen den GesprächspartnerInnen gar nicht mehr<br />

ausgesprochen wurden (vgl. ebd.).<br />

Die Konstruktionsarbeit der analytischen Einleitung des Interviews soll leisten, „sich<br />

gedanklich an den Ort zu versetzen, den der Befragte im Sozialraum einnimmt, um ihn von<br />

diesem Punkte aus zu fordern und von dort aus sozusagen Partei für ihn zu ergreifen“ (ebd. S.<br />

786). Es soll ein generelles und genetisches Verständnis der Existenz des Anderen angestrebt<br />

werden, welches sich durch eine praktische und theoretische Einsicht in die soziale<br />

Bedingtheit der Subjekte ergibt. „Eine Einsicht in die Existenzbedingungen und<br />

gesellschaftlichen Mechanismen, deren Wirkung alle Mitglieder seiner Kategorie (die der<br />

Gymnasiasten, Facharbeiter, Richter usw.) betreffen, eine Einsicht in die untrennbar<br />

verwobenen psychischen und sozialen Prägungen, die mit der Position und dem<br />

biographischen Werdegang dieser Person im Sozialraum einhergeht“ (Bourdieu 1997/2002b,<br />

S.786). Diese Vorstellung einer sozialen Bedingtheit der Subjekte mutet deterministisch an.<br />

Auch wenn die Verfasserin dieser Forschungsarbeit durchaus einen starken Einfluss der<br />

unterschiedlichen Positionen und den damit verbundenen Perspektiven der Subjekte gerecht<br />

werden möchte, soll sich aber auch den speziellen Handlungsspielräumen und subjektiven<br />

Verhalten zu den unterschiedlichen gesellschaftlichen und institutionellen Bedingungen als<br />

Prämissen der Subjekte zugewendet werden.<br />

Die/ der Interviewende hat nur dann eine „Chance, seinem Gegenstand gerecht zu werden,<br />

wenn er ein enormes Wissen über ihn hat, welches er entweder im Laufe eines ganzen<br />

Forscherlebens oder, auf direkte Weise, im Laufe vorangehender Gespräche mit dem<br />

Befragten selbst oder mit Informanten angehäuft hat“ (ebd. S. 787). Diese notwendige<br />

Hintergrundinformation kann im Interview oder in der Analyse direkt oder indirekt zur<br />

Geltung kommen, bspw. dadurch, dass gewisse Vorkehrungen oder Vorsichtsmaßnahmen<br />

getroffen werden, die entscheidend dafür sein können, ob ein Vertrauensverhältnis während<br />

der Befragung hergestellt wird. Indirekt kann dieses Vorwissen dadurch zum Ausdruck<br />

kommen, dass unpassende oder gekünstelte Fragen vermieden werden, auch ermögliche ein<br />

Hintergrundwissen "ständig neue, sinnvolle Fragen zu improvisieren“ (ebd. S. 787).<br />

Eine realistische Konstruktion von verbalen Daten sei nicht durch eine klassische<br />

„Tonband- Soziologie“ (ebd. S. 793) zu erreichen, welche die Befragten auf ihre Vornamen<br />

reduziert sowie deren konkrete und institutionelle Bezüge nicht mit einbezieht, sondern<br />

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