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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Katarina verwendet das Wort Flüchtling nur in diesem Kontext, um ähnliche Problemlagen zu<br />

beschreiben, sonst benutzt sie für die Umschreibung von sich selbst und Anderen, die als<br />

‚Flüchtlinge’ bezeichnet werden könnten, Begriffe wie Leute, Frau, BosnierIn, ‚Katholische’<br />

‚Serbin’ etc. In der Einrichtung A fühlt Katarina sich verstanden. Der gemeinsame Kontext<br />

mit ihrer Familie oder anderen ArbeitsmigrantInnen aus ihrer Geburtsstadt und Herkunftsstadt<br />

ist für Katarina nicht so zentral, weil diese nicht die direkten Erfahrungen von Krieg teilen<br />

und nicht Flüchtling (mit all ihren Implikationen) sind. Durch die Einrichtung angeregt macht<br />

Katarina zusätzliche eine Einzeltherapie, die bis heute andauert.<br />

Das Wort Trauma hört Katarina das erste Mal im Kontakt mit ÄrztInnen, die sie abgewiesen<br />

haben, als sie hörten, dass Katarina aus Bosnien und Hercegovina kommt. Ohne, dass ihre<br />

Beschwerden näher überprüft wurden, schien schnell klar, dass die jeweiligen ÄrztInnen sich<br />

nicht zuständig fühlten. („Die fragen immer, woher komme ich, aus welchem Land und dann<br />

immer, wenn ich gesagt habe aus Bosnien, dann ham die immer gesagt, ja, das ist Krieg,<br />

Trauma, so seelisch, aber ich hatte früher nie, nie mit dieser Sache, also, ich weiß nicht.“) Ihr<br />

macht das Wort Trauma zunächst eher Angst, als das sie es als eine hilfreiche und<br />

konstruktive Erklärung versteht. („Hat mir dann wirklich noch mehr Angst gemacht vor<br />

diesem Wort seelisch, Trauma.“) Katarina stellt dar, dass sie zunächst unwissend gewesen sei<br />

und sich aufgrund von physischen Symptomen an ÄrztInnen gewandt habe. („In dem Moment<br />

wusste ich nicht, dass das so Angstzustände waren.“) Erst später habe sie dann verstanden,<br />

dass sie traumatisiert sei.<br />

Auch heute noch präsentiert Katarina eine Ferne zu dem psychiatrischen Diagnosebild<br />

PTSD. („Versteh ich gar nichts“). An mehreren stellen des Gespräches macht Katarina<br />

deutlich, dass sie es nicht genau einordnen kann, auch wenn sie durchaus ein eigenes<br />

Verständnis darüber entwickelt hat, was ‚ihr’ Trauma bedeutet. Eine Verbindung mit dem<br />

Diagnosebild PTSD erfolgt erst später im Gesprächsverlauf, als sie über die Begutachtung<br />

und entstandene Stellungnahmen erzählt. Bei jeder Frage die Begutachtung betreffend, springt<br />

Katarina schon fast auf zu ihrem Schrank, in dem der Ordner steht, wo alle Papiere zu ihrem<br />

Anerkennungsverfahren stehen. Schließlich holt sie ihren Ordner auch hervor und schaut<br />

während des Gespräches immer wieder in die Stellungnahmen und Atteste, um ihre Angaben<br />

zu überprüfen. Katarina liest mehrmals aus eigener Initiative aus ihren Stellungnahmen vor,<br />

mitunter die erstellten Diagnosen. Sie macht dabei deutlich, dass sie diese aber nicht versteht.<br />

Immer wieder fragt sie „Ist das Trauma?“, auch als die Interviewerin ihr vorliest<br />

„Persönlichkeitsänderung nach Extrembelastung und posttraumatische Belastungsstörung“,<br />

fragt sie auch „ist das Traumatisierung?“ Auch als sie das in einer Stellungnahme<br />

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