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äußert, „vielleicht hab ich viele genervt, aber ich habe oft über diese Zeit gesprochen, mehr<br />
als vielleicht über Krieg“. In dieser Zeit habe sie auch Selbstmordgedanken gehabt und das<br />
habe ihr Angst gemacht. „Ich hatte keine Zukunft vor meinen Augen, ich hatte keine<br />
Perspektive gesehen, gar nichts und das war für mich so wie Ende.“ Die Interviewerin fragt<br />
nach, womit diese Lebenssicht zusammenhing. Darauf antwortet Katarina, dass sie<br />
„vertrieben sind, alles verloren haben und hier, keine Zukunft. Du lebst nur von heute auf<br />
morgen. Keine Rechte, kein Visum, keine Arbeit, gar nichts und das war für mich, wie dass<br />
der Krieg sich verlängert hat. Am Anfang dachte ich auch, vielleicht geht das vorbei. Und<br />
dann kam noch diese Krankheit“. Das alles zusammen sei unerträglich für sie gewesen. Die<br />
Gesprächspartnerin greift noch einmal auf, dass Katarina vorher gesagt habe, dass sie<br />
vielleicht Andere mit ihrem darüber Reden genervt habe und fragt Katarina, welche Funktion<br />
das darüber Reden für sie gehabt haben könnte. Katarina antwortet darauf, das Zuhören<br />
ändere nichts an der Situation, „aber irgendwie hilft es mir doch für mich“. Auf die Frage, ob<br />
sie das genauer erklären könnte, sagt sie „irgendwie ist es dann raus aus mir“. Sie erzähle es<br />
auch, um herauszubekommen, ob sie die einzige mit diesen Problemen sei. „Wenn ich höre,<br />
dass jemand anderes ähnliche Probleme hat, dann bin ich ein bisschen erleichtert. dann bin<br />
ich nicht alleine“. Am Anfang hätten die Leute aus BiH nur über Krieg gesprochen, und jetzt<br />
wolle „man nach vorne gucken“, vielleicht rede man deshalb heute mehr über Krankheiten<br />
und Beschwerden.<br />
Die Interviewerin stellt zur Diskussion, dass Katarina in dem Gespräch viel und<br />
ausführlich ihre Arztbesuche und Krankheiten thematisiere. Sie fragt Katarina, ob sie sich<br />
darüber Gedanken gemacht hätte, warum das für sie so wichtig sei. Katarina erzählt dazu,<br />
dass die erste Zeit in Deutschland für sie die belastenste Zeit gewesen sei, neben dem Krieg<br />
und der Flucht und dass sie deshalb den Drang habe, über diese Zeit zu reden. Sie denke aber,<br />
dass sie damit auch anderen auf die Nerven gehen könne. Katarina bejaht die Frage, ob das<br />
die Funktion einer Problembewältigung haben könnte, auch wenn sie Unsicherheit darüber<br />
äußert, ob es denn nun wirklich helfe.<br />
Die Interviewerin merkt an, dass es ihr aufgefallen sei, dass Katarina im Interview erzählt<br />
habe, dass sie die klinisch- fachlichen Stellungnahmen für die Ausländerbehörde immer von<br />
der Neurologin vorgelegt habe und ein Unbehaben gegenüber der Neurogin äußerte. Die<br />
Interviewerin habe sich gefragt, warum Katarina nicht zu jemandem anderen gegangen sei,<br />
die/ der sich besser mit der Verknüpfung zwischen Aufenthalt und klinisch- fachlichen<br />
Expertisen auskenne und mit der Katarina besser reden könne. Katarina sagt, ihr Problem sei<br />
gewesen, dass sie „oft geweint“ habe und oft unkonzentriert gewesen sei, so dass sie<br />
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