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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Familie aufgenommen haben und unterstützen, schildert Katarina als Belastung. („Meine<br />

Familie ist noch in A geblieben, in Bosnien, die Familie von meinem Mann und dann war der<br />

Krieg immer schlimmer und schlimmer und dann immer- dadurch ging es mir vielleicht auch<br />

schlimmer. Dann hat mein Bruder einen Schlaganfall gekriegt.“)<br />

Katarinas Sicht auf die Kriege ist differenziert, wenig nationalistisch, dies lässt sich<br />

angesichts ihrer Position als in einer ethnisch- gemischten Ehe lebend verstehen. In ihrer<br />

‚katholischen’ Herkunftsfamilie haben viele ‚Moslems’ und ‚Serben’ geheiratet. Noch<br />

nachvollziehbarer wird es wenn man gemeinsam mit Katarina vergleicht, dass in ihrem letzten<br />

Wohnort in BiH ‚Katholische’ ‚Moslems’ und ‚SerbInnen’ vertrieben haben, in ihrem<br />

Geburtsort ‚Moslems’ und ‚Katholische’ unter serbischer Unterdrückung und Vertreibung<br />

litten. Katarina nimmt den Krieg wahr als ‚Mehrheiten vertreiben Minderheiten’. („Wenn es<br />

in B zwischen Moslems und Katholiken war, war es in einer anderen Stadt zwischen Serben<br />

und Moslems und zwischen Serben und Katholischen.“) In allen Städten stelle der Krieg einen<br />

eigenen Sachverhalt dar. („Weil in Bosnien war Krieg in jeder Stadt, jede Stadt hat eine<br />

Geschichte für sich.“) Sie urteilt, Miloševic habe den Krieg angefangen, Tudman habe<br />

mitgemacht, dann auch „Moslems“. Diese hätten keine andere Wahl gehabt, seien aber auch<br />

„am schlimmsten“ zum Schluss gewesen.<br />

Katarina schildert direkte Betroffenheit von Ressentiments durch „Moslems“ und<br />

„Katholische“. Sie drückt ihren Schmerz darüber aus, dass der Krieg für sie eine Verletzung,<br />

speziell ihrer Familie darstellt, weil diese (wie manch andere) gemischtethnisch ist. Ihre<br />

Schwiegermutter hasste alle ‚KroatInnen’, vielleicht auch Katarina. Katarina äußert eine<br />

Mischung von Verständnis und Ohnmacht. („Weil die haben mich in dem Moment auch<br />

gehasst. Meine Schwiegermutter hat auch zu mir gesagt, deine Ustaša 183 haben mein Haus<br />

verbrannt“ ; „Vielleicht hat sie mich nicht gehasst, aber in dem Moment, aber in dem<br />

Moment, in dem Moment hat sie alle gehasst, weil sie hat alles verloren.“) Auch ist Katarina<br />

verletzt, dass ihr im Krieg von ‚Katholischen’ vermittelt wurde, dass sie minderwertiger sei,<br />

als andere, nur weil sie einen Moslem geheiratet habe („Und das ist immer so diese<br />

Erniedrigung“). Ihre Probleme sind genau in dem Kontext zu verorten, welchen sie<br />

beschreibt als Kriegerlebnisse in Bosnien und Hercegovina sowie Flucht, aber auch das Leben<br />

als Flüchtling in Berlin.<br />

Kriegserfahrungen und Probleme in Deutschland benennt Katarina häufig gemeinsam als<br />

Ursachen für ihre aktuell schwierigen Lebenslagen. („Hier sowieso in einem fremden Land.<br />

Man hatte keine Rechte auf Arbeit, keine Rechte. Wir hatten alle Duldung und das sind alles<br />

183 Kroatische faschistische Vereinigung aus dem zweiten Weltkrieg. Schimpfwort für ‚KroatInnen’ oder<br />

katholische BosnierInnen.<br />

173

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