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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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kommt es vor, dass sie die Interviewten berät oder sie unterstützt. Allerdings gibt es andere<br />

Bereiche, insbesondere den eines Kontextwissens über das ehemalige Jugoslawien bzw. der<br />

serbisch- kroatisch- bosnischen Sprache, in denen die Interviewten der Interviewerin<br />

überlegen sind und die Interviewerin beraten bzw. ihr Hilfe anbieten.<br />

Die gebrochene Zugehörigkeit der Interviewerin zur deutschen Mehrheitsgesellschaft<br />

einerseits und zur serbischen Gruppe andererseits spielt auch eine Rolle in der<br />

Kommunikation. Die Interviewerin treffen keine der restriktiven Lebensbedingungen der<br />

Flüchtlinge, auch nicht ihre Familienmitglieder, da diese als ArbeitsmigrantInnen nach<br />

Deutschland gekommen sind und über einen gesicherten Aufenthaltsstatus verfügen. Den<br />

Krieg hat die Interviewerin selbst nicht erleben müssen, kann also aus eigener Erfahrung nicht<br />

wissen, wie sich diese Situation konkret ausgewirkt hat. Die Familienangehörigen der<br />

Interviewerin im ehemaligen Jugoslawien haben z.T. im Krieg extremes Leid erfahren, aber<br />

sie gehören zur ‚anderen Seite’. Sie sind SerbInnen, während keine der Interviewten Serbin<br />

ist, sondern ‚Bosniakin’, ‚Muslimische Serbin’ oder ‚Kroatin’. Dieser familiäre Bezug der<br />

Interviewerin spielt in den sozialen Kontakten insofern eine Rolle, als verallgemeinerte Kritik<br />

an der serbischen Ethnie wahrscheinlich vorsichtiger formuliert wird, als im Gespräch mit<br />

einer anderen Deutschen, die keinen familiären Bezug zur serbischen Gruppe hat. Auch prüft<br />

die Interviewerin selbst in ihren Kontakten zu Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien, ob<br />

diese eine einseitige oder pauschalisierende Schuldzuweisung der jeweils anderen Seite<br />

vornehmen oder Hass gegenüber SerbInnen verspüren und reagiert mit Distanzierung, wenn<br />

dies der Fall ist.<br />

In den konkreten Beziehungen zueinander reden die Interviewten eher gelegentlich,<br />

allgemein und eher in Andeutungen über ihre Erlebnisse im Krieg mit der Interviewerin und<br />

Anderen. Es ist nach Kenntnis der Verfasserin nicht selten, dass in privaten Kontakten wenig<br />

über Kriegserlebnisse gesprochen wird. Um so mehr wird über die Lebensbedingungen in<br />

Deutschland geredet, was freilich nicht gleichzusetzen ist mit einer absenten Relevanz der<br />

Kriegserlebnisse. Dieses Aussparen der Kriegserlebnisse findet sich auch in den Interviews<br />

mit Lejla und Munira wieder.<br />

Alle Interviews finden in deutscher Sprache aus eher selbstbezogenen Gründen der<br />

Interviewerin statt. In der deutschen Sprache ist die Interviewerin in Vorteil, in der serbisch-<br />

kroatisch- bosnischen Sprache die Interviewten, da sie sich in ihrer Muttersprache<br />

differenzierter und exakter ausdrücken können. Hinzukommend geht eine Übersetzung des<br />

Gespräches nach Einschätzung der Verfasserin auf Kosten der Intensität in der<br />

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