vollständige Diplomarbeit - Socialnet

- Erinnerst du dich noch, wann du das
erste mal davon gehört hast, ähm, dass es
diese Möglichkeit gibt, mit Attesten
Aufenthalt zu kriegen?
Munira- Ja, als ich da in der Kanzlei
gearbeitet habe, 98, dann hat die Anwältin
auch gleich den Antrag gestellt für meine
Schwiegermutter gleich 98 oder Anfang
99. Für Aufenthaltsbefugnis.
- Und vorher war deine Schwiegermutter
auch gar nicht beim Arzt.
Munira- Ne, wegen Trauma nicht. Wegen
Beschwerden ja, aber sie wusste da
natürlich nicht, dass es mit dem Trauma
zusammenhängt und was das überhaupt ist.
Sie hat sich einfach nicht gut gefühlt, sie
hat nicht gegessen, sie hat viel
abgenommen gehabt, sie hat sich
zurückgezogen, sie wollte einfach nicht
rausgehen und alle diese Symptome.
(Pause) Und 99 ist es richtig schlimm
gewesen. (Pause)
- Kannst du dazu mehr sagen?
Munira- (Pause) Ja, es ist ausgebrochen
(holt Luft). Und 2002 musste sie auch
stationär behandelt werden, einen Monat
lang (Pause),weil sie fast durchgedreht hat.
(Pause)
- Kannst du dazu ein bisschen mehr
erzählen?
Munira- Na ja s... (Pause, tiefes
Luftholen) Sie hat am Anfang Wein- äh
Weinanfälle gekriegt, aber wir, wir
dachten, dass das normal ist, dass sie ab
und zu mal weinen muss, dann auf einmal
wollte sie keine Medikamente mehr
einnehmen, (Pause) und zwei, drei Tage
ging es so und auf einmal wollte sie uns
schlagen, sie hat uns mit den Händen
bedroht, mit den Fäusten, (holt tief Luft),
und sie wolle sich ja, sie hat uns erzählt,
dass sie sich auch umbringen wollte und
dann hab ich ja sofort die, ihre
behandelnde Ärztin angerufen und sie hat
mir, äh, die Sekretärin war am Telefon, sie
hatte mal Patienten drinne und nach 15
Minuten hat sie mich zurückgerufen und
dann hat sie gesagt, dass sie sofort das
Sozialpsychiatrische Dienst vorbeischicken
werde, dass die sich das mal angucken und
falls meine Schwiegermutter nicht
freiwillig in das Krankenhaus geht, dann
muss noch mal die Polizei kommen und sie
mal mitnehmen, weil sie nicht freiwillig
gehen wollte. Und nach einer Stunden
waren dann mal die zwei Ärztinnen da,
von Sozialpsychiatrischen Dienst, und die
hatten sie mal angeguckt und ein paar
Fragen mal gestellt, aber sie hat es nicht
beantwortet oder wusste nicht oder was
auch immer, und dann ham die sie gefragt,
ob sie freiwillig in das Krankenhaus gehen
will, und sie hat geantwortet, sie will nicht,
sie braucht keinen Hilfe, sie fühlt sich gut,
(Pause) und dann hat sie uns gefragt, die
Ärztin hat mich gefragt, ob sie uns auch
bedroht hat. Da hab ich gesagt ja, und da
hab ich es auch beschrieben, wie sie das
gemacht hat, und dann hat sie einfach die
Polizei angerufen und das Krankenwagen,
den Krankenwagen, dass sie abgeholt wird
und dann wurde sie auch mit der Hilfe von
Polizei in das Krankenhaus gebracht, weil
sie nicht freiwillig gehen wollte und da
blieb sie auch einen Monat lang. Erst mal
auf der geschlossenen Abteilung und dann
wurde sie verlegt, auf die Offene.
- Und in der Zeit haben schon andere
davon geredet, dass das mit den
Kriegserlebnissen zusammenhängt, oder
war das...
Munira- ... Ja, ja, das war, da hatte sie ja
auch schon Befugnis gehabt. Ja, das hängt
alles damit zusammen, sie hat ja auch viele
Familienangehörige verloren (Pause, holt
Luft). Ihren Bruder, die Schwester, die
Söhne von der Schwester, ganz viele und
sie ist ja auch eine sensible Person, die
steckt das alles nicht so leicht weg.
„Meine Mutter hat ja seit Anfang
des Jahres (Pause) einfach keine
Duldung mehr verlängert gekriegt
gehabt, seit Januar, da mussten
die sich auch bei mir verstecken“
- Ihr habt jetzt Befugnis seit 2001. Wie du
gesagt hast, habt ihr sie auch ziemlich
schnell bekommen, wie war es denn bei
deiner Familie, jetzt nicht deine
Schwiegereltern...
Munira- (lacht) Meine richtige Familie.
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