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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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aufgrund des aufenthaltsrechtlichen Status der Duldung nicht arbeiten durften. Später haben<br />

sie Wohngeld für eine eigene Wohnung vom Sozialamt bewilligt bekommen und leben<br />

seitdem in ihrer zweiten Wohnung in einem Stadtteil in Westberlin.<br />

Seit 2001 hat die Familie den Aufenthaltsstatus einer Aufenthaltsbefugnis, die sie durch<br />

die attestierte ‚Traumatisierung’ von Katarina erhalten hat. Nach Erhalt der<br />

Aufenthaltsbefugnis hat der Ehemann Džemil durch die Hilfe einer bekannten deutschen<br />

Familie einen Job in einer Zeitfirma bekommen. Nun arbeitet er schon seit mehr als drei<br />

Jahren an Fließband bzw. als Packer in immer der gleichen Getränkefabrik in Berlin. Durch<br />

seinen Arbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma hat Džemil keinen Kündigungsschutz oder<br />

sonstige vergleichbare Rechte. Die Firma unterbricht den Vertrag zwischendurch immer<br />

wieder, so dass keine Ansprüche auf eine unbefristete Stelle oder Weihnachtsgeld entstehen.<br />

Als Flüchtling und im Alter von nun schon 58 Jahren ist Džemil froh, überhaupt einen<br />

Arbeitsplatz zu haben. So arbeitet er immer fleißig, damit sie ihn weiter einstellen. Džemil hat<br />

so gut wie kein deutsch gelernt, schlägt sich ohne aktive Deutschkenntnisse durch. Er erzählt<br />

allgemein gerne von seiner Arbeit und fühlt sich wohl dort. Er ist der einzige Bosnier in der<br />

Fabrik, es gibt aber andere ‚Ausländer’. Džemil erzählt, dass es in der Fabrik Duschen für<br />

‚Ausländer’ und Deutsche getrennt gibt, dies fände er aber in Ordnung. Trotz allem reicht sein<br />

Lohn nicht für den Lebensunterhalt der Familie.<br />

Die Familie bekommt ein wenig Mietszuschuss und geringe Sozialhilfe. Katarina wünscht<br />

sich sehr, endlich von der Sozialhilfe unabhängig zu werden, damit sie sich nicht mehr wegen<br />

jeder finanziellen Entscheidung an das Sozialamt wenden muss und damit sie einen<br />

unbefristeten Aufenthalt beantragen können. Katarina war sehr erfreut, eine<br />

Dreizimmerwohnung gefunden zu haben, die in der Preislage des Ermessensraums des<br />

Sozialamtes lag und sich in einem besser situierten Stadtteil von Berlin befindet. Im ersten<br />

Winter in der Wohnung stellten sie aber fest, dass die Wohnung erhebliche Mängel hatte. Das<br />

Heizen war fast unmöglich, und in der Wohnung war ein Geruch von Fäule, der ihnen im<br />

Sommer bei offenen Fenstern nicht aufgefallen war. Auch bekamen Eheleute und Sohn<br />

Atembeschwerden und Allergien, was, wie sich herausstellte, mit einem Schimmelbefall in<br />

der Wohnung zusammenhing. In den Ecken nässten die frischen Tapeten schwarz durch. Der<br />

Vermieter war nur bereit, die schwarzen Flecken überzustreichen und das Sozialamt war nicht<br />

bereit, einen Umzug, auch nicht auf eigene Kosten, zu bewilligen. So lebt die Familie bis<br />

heute in dieser Wohnung und versucht, sich einzurichten.<br />

Katarina erzählt im Gespräch ihre Krankheitsgeschichte sehr ausführlich und detailliert, sie<br />

könnte als Expertin für ihre Krankheiten in allen Einzelheiten bezeichnet werden. So nimmt<br />

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