vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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genommen habe. Das hat zwei Wochen<br />
gedauert. Dann bin ich wieder zum Arzt<br />
gegangen. Dann hab ich so, weil mein Blut<br />
war nicht so stark, dass es alles tragen<br />
konnte. Dann war ich die ganze Zeit müde,<br />
ich bin so schnell eingeschlafen und weil<br />
ich ein Kind habe, musste ich ja auch eine<br />
Mutter sein, weißt du? Dann bin ich wieder<br />
zum Arzt gegangen. Ich habe die Tabletten<br />
nur morgens genommen. Ich kann dir gar<br />
nicht sagen, wie lange ich diese Tablette<br />
genommen habe. Ein Jahr oder zwei Jahre.<br />
Dann hab ich eine Pause gemacht, aber in<br />
der Zwischenzeit war mir so schwer und<br />
dann wusste ich nicht. Ich kannte<br />
niemanden, mit wem ich mich unterhalten<br />
konnte. Ich hab nicht gewusst, dass man so<br />
eine Therapie machen kann oder<br />
irgendwas. Ich war immer unter der<br />
Familie. Meine Schwiegereltern, meine-<br />
(Die Interviewerin schaltet das<br />
Aufnahmegerät ab. Lejla weint. Schließlich<br />
beruhigt sie sich und entscheidet, das<br />
Interview weiter zu führen, dass das<br />
Aufnahmegerät wird wieder eingeschaltet.)<br />
„An manchen Tagen kann ich<br />
darüber reden und an anderen bin<br />
ich nicht so stark.“<br />
Lejla- An manchen Tagen kann ich<br />
darüber reden und an anderen bin ich nicht<br />
so stark.<br />
- Das was ich dich fragen möchte, ist eher<br />
nicht so über das, was du erlebt hast,<br />
sondern über...<br />
Lejla-...Aber das sind alles Sachen, die<br />
mich dazu gebracht haben, dass ich dann<br />
zu einem Therapeuten gegangen bin. Dass<br />
ich mit ihm so was finden kann, damit er<br />
mir helfen kann. Das gehört alles<br />
zusammen. Meine Therapie, erst bei<br />
Einrichtung A. Wir hatten diese<br />
Gruppentherapie gehabt. Ich hatte von<br />
jemandem gehört, dass ich da hingehen<br />
kann und so. Und dann hab ich erst<br />
monatelang so zugehört, was die Leute<br />
reden. Bis ich dann erst Mut bekommen<br />
habe über mich selbst zu reden und so hab<br />
ich mit einer Therapie angefangen.<br />
Schwägerin, die hat auch einen Ehemann<br />
im Krieg verloren. Und da war immer so<br />
eine traurige Situation. Besonders als ich<br />
1994 mit meinen Schwiegereltern<br />
zusammen gezogen bin. Da waren meine<br />
Schwägerin, Schwiegereltern, ich und<br />
mein Sohn. Das war immer so traurig und-<br />
na ja, ich wusste es nicht damals, diese<br />
schwierige Situation. Ich wollte mich<br />
umbringen. Ich bin ein paar mal zur U-<br />
Bahn gegangen, weil ich mir das Leben<br />
nehmen wollte.<br />
(Sie beginnt zu weinen)<br />
Und- na ja. (Weint) Ich glaub, ich bin heute<br />
nicht bereit über so was zu sprechen.<br />
- Sollen wir aufhören?<br />
Lejla- (weint uns schweigt)<br />
- Sollen wir aufhören?<br />
„Das ist ja irgendwie die Sache, wo<br />
man über Probleme reden kann,<br />
einfach aus sich spucken, also<br />
loslassen.“<br />
- Weißt du noch, wann du das erste mal<br />
das Wort Trauma gehört hast?<br />
Lejla- Das war dann 1996. Januar,<br />
Februar, oder so was. Da hab ich von<br />
Einrichtung A gehört, dass man da diese<br />
Therapie machen kann und dass es das<br />
gibt. Und dass das dann so überhaupt um<br />
Traumatisierung geht. (Pause)<br />
- Und da hast du das erste mal das Wort<br />
gehört.<br />
Lejla- Da 149 .<br />
- Und kannst du mir sagen, was du<br />
darunter verstehst, unter Trauma, was das<br />
für dich ist?<br />
Lejla- Was das für mich ist, ich weiß<br />
nicht, ob ich das ganz gut verstehe. Weil<br />
das ist ja irgendwie die Sache, wo man<br />
über Probleme reden kann, einfach aus sich<br />
spucken, also loslassen. Und für mich war<br />
das so, dass es am Anfang nicht so viel<br />
geholfen hat. Es wurde immer schwerer<br />
und schwerer und ich wollte mit der<br />
Therapie aufhören. Und dann ging es mir<br />
gut, also ich habe mich besser gefühlt,<br />
149 Auf serbisch- kroatisch- bosnisch ja.<br />
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