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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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Begutachtung Munira eher sekundär beträfen oder weil das Thema selbst für Munira nicht<br />

angenehm sei. Munira sagt dazu: „Das ist eine schwere Frage. Ich will einfach nicht zugeben,<br />

dass ich krank bin, dass ich zum Arzt gehen muss.“ Sie äußert, sie „müsste“ zum Arzt gehen,<br />

als die Interviewerin dies in Frage stellt, dass sie müsste, besteht sie darauf. Munira erzählt,<br />

sie habe eine Therapie begonnen, die habe ihr auch geholfen insbesondere die Medikamente,<br />

aber sie habe es abgebrochen. Auf Nachfrage, was sie dazu gebracht habe, sagt Munira „ich<br />

weiß es nicht, ich bin einfach zu faul, ich gehe ja nicht so gerne zum Arzt“. Die Interviewerin<br />

weist darauf hin, dass sie Faulheit auch bei ihrer Schwägerin angeführt hat, dass sie sich nicht<br />

begutachten lassen hat und sich nicht in Behandlung befindet. Die Interviewerin stellt zur<br />

Diskussion, dass es ja auch nachvollziehbare Gründe geben könnte, nicht zum Arzt zu gehen.<br />

Munira sagt dazu, dass sie nicht daran denken möchte, krank zu sein, sondern versuche es<br />

wegzudrücken, sie denke dann „ach, das dauert nur ein paar Tage und dann geht das schon<br />

vorbei.“ Sie leide unter „Schlaflosigkeit, Alpträume, dass man so leicht nervös wird, dass<br />

man so ausrastet bei jeder Kleinigkeit“. Auf die Nachfrage, ob das mit speziellen Erlebnissen<br />

zusammen auftrete, sagt sie, sie habe Erinnerungen, aber sie sei erst zwölf Jahre alt gewesen,<br />

als der Krieg ausgebrochen sei und „man ist jung, man verarbeitet das so schnell und so gut,<br />

dass man dann nachher keine Probleme mehr hat, aber-“. Sie träume sehr oft von Verfolgung<br />

und sieht diese Beschwerden eher im Zusammenhang mit ihren Erfahrungen im ehemaligen<br />

Jugoslawien als ihrer aktuellen Lebenslage. Ihre Beschwerden deutet Munira als auf ein<br />

Trauma hindeutend, welches aber noch nicht ausgebrochen ist.<br />

Daraufhin fragt die Interviewerin Munira nach der Bedeutung, dass ihre Gutachterin ihr<br />

eine Traumatisierung attestiert hat, obwohl es vom rechtlichen Kontext her nicht notwendig<br />

gewesen wäre. Die Interviewerin äußert, es scheine ihr, dass das wichtig oder erleichternd für<br />

Munira war. Munira sagt dazu, es sei ihr wichtig gewesen, dass die Psychologin ihr betätigt<br />

hat, dass sie ihre Schwiegermutter betreut, die Diagnose einer Traumatisierung sei aber von<br />

keiner Bedeutung. („Ich glaube, das könnte auch nicht da stehen, das hat keinen Einfluss auf<br />

die Stellungnahme gemacht, sie hat einfach nur bescheinigt, dass meine Schwiegermutter auf<br />

meine Hilfe angewiesen ist“). Es spiele keine Rolle, ob die Psychologin eine PTSD<br />

diagnostiziert habe oder nicht, weil es keine gesetzliche Grundlage dafür gebe. Die Diagnose<br />

einer PTSD sei „nicht wichtig“ für sie gewesen. Dass Munira ihre Schwiegermutter betreute,<br />

„war ganz entscheidend für die Ausländerbehörde und das Verwaltungsgericht“, weil das<br />

„Gericht nicht verlangt hat, dass sie mein Trauma prüft“. Die Diagnose einer PTSD hat für<br />

Munira trotz zuvoriger Verneinung auf die direkte Frage die Bedeutung der Absicherung.<br />

Nach Ausführungen, warum die Diagnose einer PTSD bedeutungslos sei, äußert Munira, dass<br />

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