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molekulare Veränderungen im zentralen Nervensystem hervorgerufen“ (van der Kolk et. al.<br />
2000c, S. 72) an. Das Erschrecken eines Menschen bei solch einem extremen Ereignis spiele<br />
die Hauptrolle bei der Entstehung einer solchen hirnphysiologischen Veränderung. Allein die<br />
Behauptung, dass physiologische Veränderungen durch ein Erschrecken hervorgerufen<br />
werden könnten, stieß auf massiven Widerstand, auch weil Oppenheim eine<br />
Entschädigungspflicht gegenüber den Opfern von Zugunfällen mit einer solchen Symptomatik<br />
wissenschaftlich stützte. GegnerInnen einer Entschädigung für die Unfallopfer wiesen diese<br />
Beschwerden als ein „pathologisches Rentenbegehren“ (Liebermann et. al. 2001, S. 14)<br />
zurück.<br />
Parallel dazu fand in den USA eine Diskussion zu den Beschwerden von Soldaten des<br />
amerikanischen Bürgerkrieges statt. Hawthorne (1863) sowie Da Costa (1871) beschrieben<br />
„psychovegetative Veränderungen“ (Liebermann et. al. 2001, S. 14) bei aus dem Gefecht<br />
zurückgekehrten Soldaten. Da Costa nannte dieses Phänomen „‚irritable heart’ ein Ergebnis<br />
von Überanstrengung durch die belastenden Bedingungen wie Fieber und Diarrhöe, denen die<br />
Soldaten unterlagen“ (Liebermann et. al. 2001, S.14). Die Zuschreibung eines organischen<br />
Ursprunges für die psychischen Leiden bot insbesondere Soldaten „eine ehrenhafte Lösung<br />
für alle Parteien, die durch das Zusammenbrechen von Personen unter Belastung bloßgestellt<br />
werden konnten: Der Soldat bewahrte seine Selbstachtung, der Arzt brauchte nicht<br />
persönliches Versagen oder Fahnenflucht diagnostizieren, und die militärischen Autoritäten<br />
brauchten nicht den psychologischen Zusammenbruch von zuvor tapferen Soldaten erklären“<br />
(van der Kolk et. al. 2000c, S. 72).<br />
Der britische Militärpsychiater Charles Samuel Myers führte den Begriff „shell shock“-<br />
im Deutschen als ‚Schützenneurose’ eingeführt- ein (vgl. van der Kolk et. al. 2000c oder<br />
Herman 1994). Die Annahme, dass eine organische Ursache, hier eine durch eine molekulare<br />
Erschütterung im Gehirn, welche durch eine im Gefecht erfolgte Detonation bedingt sei, die<br />
unterschiedlichen Beschwerden der Soldaten hervorrufe, wurde zunächst noch nicht<br />
aufgegeben. „Seitdem jedoch die Kriegsneurose auch bei Soldaten, die nie direkt<br />
Gewehrschüssen ausgesetzt waren, festgestellt werden konnte, wurde langsam deutlich, dass<br />
die Ursachen häufig rein emotionaler Natur waren“ (van der Kolk et. al. 2000c, S. 72). Diese<br />
Beobachtung bewegte Myers dazu, eine psychische Ursache für die unterschiedlichen<br />
Beschwerden der Soldaten anzunehmen. Dabei betonte er „die große Ähnlichkeit zwischen<br />
Kriegsneurose und Hysterie“ (van der Kolk et. al. 2000c, S. 72).<br />
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