vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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dem Balkan’ immer schon von Bedeutung waren. Die Forschungsarbeit hätte ebenso an Tiefe<br />
gewonnen, wäre eine Auseinandersetzung mit Rassismus systematisch einbezogen worden.<br />
Dieses wäre doppelt sinnvoll, zur kritischen Klärung der Frage der ‚Ethnisierung des<br />
Sozialen’ innerhalb der Kriege im ehemaligen Jugoslawien, sowie zu einem systematischen<br />
Nachvollzug von institutionellen Ausgrenzungsmechanismen im Umgang mit Flüchtlingen<br />
und anderen MigrantInnen und von Alltagsrassismen. Eine systematische Analyse der<br />
geschlechtsspezifischen Bedeutungen und Perspektiven im Problemfeld, sowohl auf<br />
theoretischer Ebene, als auch im Konkreten, wäre einem tieferen Verständnis der Thematik<br />
zuträglich. Allerdings sind eine Vielzahl an geschlechtsspezifischen Aspekten in der<br />
Forschungsarbeit implizit enthalten. Hätte die Verfasserin der <strong>Diplomarbeit</strong> in der<br />
empirischen Studie Männer interviewt, wären möglicherweise ganz andere Aspekte betont<br />
worden, die in der vorliegenden empirischen Studie wenig Thema waren. Es liegt nahe, dass<br />
Männer in Kriegen ganz andere Positionen und Perspektiven einnehmen (müssen), wie bspw.<br />
eine aktive Teilnahme am Krieg, die andere Verstrickungen zwischen Opferschaft und<br />
Täterschaft wahrscheinlich machen. Auch kann die Position und Perspektive von Männern<br />
auf die Lebenssituation in Deutschland als Flüchtling andere Implikationen haben. Wenn die<br />
Familien gewohnt waren, dass der Mann die Familie unterhält, kann es bspw. andere<br />
Bedeutungen für ihn haben, aus dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu sein. Allerdings würde<br />
sich die Frage stellen, ob die Verfasserin dieser Forschungsarbeit als Frau eine geeignete<br />
Gesprächspartnerin für diese Themen mit männlichen Flüchtlingen darstellen würde. Ebenso<br />
würde die Erhebung von ExpertInneninterviews oder Gruppendiskussionen mit<br />
PraktikerInnen zu dem in dieser Forschungsarbeit explizierten und analysierten Problemfeld<br />
ein tieferes Verständnis der Begutachtungspraxis potentiell ‚traumatisierter’ Flüchtlinge<br />
ermöglichen. Das In- Beziehung- Setzen der Positionen und Perspektiven der PraktikerInnen<br />
der psychosozialen Arbeit mit Flüchtlingen steht durch die vorliegende Arbeit eher implizit<br />
im Raum, als dass es systematisch nachverfolgt wurde. Es wäre aufschlussreich und<br />
wünschenswert, wenn die benannten Dimensionen im Rahmen anderer weiterführender<br />
Forschungsarbeiten untersucht würden.<br />
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