vollständige Diplomarbeit - Socialnet
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Kapitel Acht- Munira<br />
8.3. Kommunikative Validierung mit Munira<br />
Es ist nicht einfach einen Termin mit Munira zur kommunikativen Validierung zu<br />
vereinbaren. Sie sagt, sie habe derzeitig sehr viel zu erledigen und wisse schon nicht, wie sie<br />
alles auf die Reihe bekommen solle. Als die Zeit für die Interviewerin enger wird, drängt sie<br />
Munira, sich baldigst zu einem Nachgespräch zu treffen. Die Interviewerin sagt, es werde nur<br />
eine Stunde dauern, sie wolle noch einmal einige Themen des Interviews nachfragen und<br />
diskutieren. Insgesamt dauert der Termin jedoch über drei Stunden. Als Muniras Tochter<br />
krank ist und Munira deshalb mit der Tochter zuhause bleiben muss, ruft Munira an und teilt<br />
mit, dass in den folgenden Tagen das Nachgespräch stattfinden könne. Da der Termin<br />
kurzfristig zustande kommt, konnte Munira das Interviewtranskript 176 im Vorfeld nicht<br />
gegeben werden. Das Gespräch findet wieder im Wohnzimmer der Wohnung von Munira<br />
statt. Das Transkript bringt die Interviewerin zum Gesprächstermin ausgedruckt mit und bittet<br />
Munira, es in ihrer Anwesenheit im Vorfeld des Gesprächs zu lesen. So kann Munira sich<br />
während des Lesens nicht zurückziehen, auch keinen günstigeren Moment abwarten, an dem<br />
sie z.B. allein in der Wohnung wäre. So sind Tochter und Ehemann in der kleinen Wohnung<br />
anwesend, die Tochter während des Lesens und auch an Teilen des Gesprächs im selben<br />
Raum. Während Munira das Transkript liest, klingelt es an der Haustür, ihr Bruder kommt zu<br />
Besuch und unterbricht auch einmal das Gespräch. Allgemein ist die Atmosphäre am<br />
Gesprächsort unruhig und nervös.<br />
Munira liest das Transkript aufmerksam und gründlich durch. Sie braucht sehr lange-<br />
ungefähr eine Stunde- und ist vertieft in den Text. Ihr kommen an einigen Stellen die Tränen,<br />
Munira wirkt allgemein angespannt. Die Interviewerin bekommt ein schlechtes Gewissen,<br />
Munira zu belasten, spürt den Impuls, das Lesen zu unterbrechen, tut es aber nicht.<br />
Die Interviewerin steigt ein in das Gespräch mit der Frage, wie es für Munira war, das<br />
Transkript zu lesen. Sie äußert, dass Munira während und nach dem Lesen des Transkriptes<br />
bedrückt wirkt. Munira sagt dazu, „was soll ich sagen. Es ist mir alles irgendwie auf einmal<br />
hochgekommen, von Anfang an, seit dem ich hier in Deutschland bin“. Gedanken, die sie<br />
lieber im Alltag wegdrücken möchte. Auf die Frage, ob sie etwas anders gesagt hat, als es<br />
geschrieben steht oder sie etwas erklären oder hinzufügen möchte, sagt sie, „nein, es ist so,<br />
wie ich es gesagt habe“. Sie möchte auch die gewählten Überschriften im Transkript nicht<br />
diskutieren, ebenso nicht erläutern, was genau sie während des Lesens belastet. Auf die<br />
Nachfrage, ob sie etwas allgemein sagen, diskutieren oder ergänzen möchte, antwortet sie<br />
176 Leitfaden zur kommunikativen Validierung mit Munira, siehe Anhang Vier.<br />
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