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Symptome (vgl. Becker 2001). In seinen kritischen Auseinandersetzungen mit dem<br />
psychiatrischen Traumakonzept PTSD, welches lediglich die Symptome von<br />
‚Traumatisierten’ beschreibe, bemängelt er die „Nutzlosigkeit des Konzeptes des Post<br />
Traumatic Stress Disorder (PTSD)“ (Becker 1997a, S. 27), insbesondere in der<br />
psychotherapeutischen Arbeit mit Folteropfern, Opfern von Diktaturen und Flüchtlingen.<br />
Diese Nutzlosigkeit bestehe darin, dass die Bezüge auf die erlebte Gewalt, das ‚traumatische<br />
Ereignis’, sehr vage ausfallen und am Kern des Problems vorbeigehen (vgl. Becker 1995,<br />
Becker 1997a, 2002a, 2002b).<br />
„Der äußere Kontext wird unscharf definiert [...]. Auch die Reaktion des Subjekts<br />
wird ausschließlich an einer Reihe von Symptomen festgemacht. Diese mangelnde<br />
Differenzierung ist nicht nur falsch, sondern in Bezug auf verschiedene Aspekte<br />
sogar gefährlich“ (Becker 1997a, S. 30).<br />
Gefährlich, weil Folter und Gewalt, von Menschenhand im Kontext von Herrschaft und<br />
Kriegen ausgeübt, so zu einem „beliebigen Stressor und ihres politischen Charakters<br />
entkleidet“ werden (Becker 1997a, S. 31). Durch diese Beliebigkeit des traumatischen<br />
Ereignisses in den klinischen Klassifikationssystemen erscheint die sich immer in einem<br />
konkreten Kontext abspielende erfahrene Gewalt als eine dekontextualisierte und<br />
individualisierte Krankheit. Der sehr unbestimmt definierte Stressor „erweist sich somit als<br />
ideologiebeladener Begriff, der die politische Dimension des Traumas zum Verschwinden<br />
bringt“ (ebd.). Insofern kann die Fassung der Leiden der Opfer von Diktaturen, Folter und<br />
Kriegen als Krankheit den Interessen der UnterdrückerInnen dienen. Die Fassung der Leiden<br />
der Opfer als psychiatrische Krankheit, die es zu heilen gilt, verleugne die Täterschaft und<br />
bringe sie damit „konzeptionell zum Verschwinden“ (ebd.), insbesondere, wenn die Opfer<br />
weiterhin in der traumatisierenden Gesellschaft mit den TäterInnen leben (vgl. Becker 1995;<br />
Becker 1997a). Auch im Exil dient die Individualisierung des psychischen Leidens von<br />
Flüchtlingen einer Ignorierung von Täterschaft, aber auch einer Aufrechterhaltung der<br />
Ausgrenzung von Flüchtlingen (vgl. Becker 2002a; Becker 2002b). Durch das PTSD-<br />
Konzept geraten also auch die in der Einwanderungsgesellschaft entstandenen Leiden in den<br />
Hintergrund (vgl. Becker 2002). Generell verhindere ein schwammiger Bezug auf<br />
unterschiedliche traumatische Erlebnisse als Auslösefaktor einer PTSD eine Wahrnehmung<br />
„des Verhältnisses zwischen der Symptomatik und dem gesellschaftlichen Zusammenhang“<br />
(Becker 1997a, S.31). Ohne Einbezug des konkreten gesellschaftlichen und politisch-<br />
historischen Kontextes der entstandenen psychischen (meist auch physischen) Verletzungen<br />
von Subjekten, können die Beschädigungen nicht verstanden werden. So fordert Becker die<br />
Integration von der Gesellschaftlichkeit des individuellen Leidens, den „Prozess der<br />
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