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vollständige Diplomarbeit - Socialnet

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(„Ich wollte mich umbringen.“) Die Schwägerin habe auch ihren Ehemann verloren, die<br />

Stimmung sei immer traurig und gedrückt gewesen Es bleibt jedoch unklar, was genau zu der<br />

problematischen Situation geführt hat („Diese schwierige Situation“) und welche Situation<br />

Lejla damit meint, ihre aktuelle Lebenssituation als Flüchtling in Deutschland, ihre<br />

Kriegserlebnisse, den Verlust des Ehemanns oder alles zusammen.<br />

Nachdem Lejla erzählt, dass sie sich mehrmals umbringen wollte, reagiert sie sehr<br />

belastet, weint, so dass die Interviewerin schließlich das Aufnahmegerät abstellt und<br />

entscheidet, das Interview abzubrechen. Lejla beruhigt sich wieder, beide überlegen, einen<br />

neuen Termin auszumachen, als Lejla entscheidet, das Interview weiterzuführen. Dafür<br />

ausschlaggebend könnte sein, dass sie ‚jetzt schon dabei ist’ und das Interview ‚hinter sich<br />

bringen’ möchte.<br />

Lejla thematisiert, dass sie „stark“ sein muss, um „darüber“ zu reden. („An manchen<br />

Tagen kann ich darüber reden und an anderen bin ich nicht so stark“.) Die Interviewerin<br />

möchte die Themen trennen, den Rahmen, wie eine Begutachtung abgelaufen ist, wie sie die<br />

Begutachtungssituation empfindet, wie sie es empfindet, zur Psychotherapie zu gehen und wie<br />

sie ihren Aufenthalt in Berlin mittels einer Begutachtung erlangen konnte von ihren<br />

Belastungen und Erlebnissen. Lejla weist diese Trennung zurück. („Aber das sind alles<br />

Sachen, die mich dazu gebracht haben, dass ich dann zu einem Therapeuten gegangen bin.“)<br />

Das Wort Trauma und Traumatisierung spricht Lejla in dem Gespräch zunächst nicht<br />

selbst an. Sie umschreibt ihre „Situation“ oder ihre „Erlebnisse“ oder spricht auch von einem<br />

„Nervenzusammenbruch“ und „traurig sein“. Im Kontext des Vereins, in dem Lejla auch<br />

heute noch engagiert ist, habe sie 1996 das erste mal gehört, dass es „um Traumatisierung<br />

geht“ , „dass man da Therapie machen kann und dass es das gibt“.<br />

Der Begriff Trauma ist für Lejla auf der einen Seite schwammig. („Was das für mich ist, ich<br />

weiß es nicht, ob ich das ganz gut verstehe.“) Auf der anderen Seite hat sie eine detaillierte<br />

Vorstellung darüber, was Trauma und Traumatisierung für sie selbst umfasst. Trauma und<br />

Psychotherapie gehören für Lejla zusammen, „weil das ist ja irgendwie die Sache, wo man<br />

über Probleme Reden kann, einfach aus sich ausspucken, also loslassen“. Eine Gleichsetzung<br />

zwischen ihren Beschwerden durch das Trauma und ihren (‚traumatischen’) Erlebnissen<br />

nimmt Lejla zunächst nicht vor. Erst als die Frage wiederholt wird, sagt sie, „Trauma,<br />

Trauma, das sind alle meine Erlebnisse, alles, was ich im Krieg erlebt habe, dass die<br />

Erlebnisse irgendwo in meinem Kopf sind. [...] Wenn ich darüber nachdenke, dann machen<br />

die mich sehr traurig, sehr depressiv“. Hinzukommend ist für Lejla ihr Trauma, was sie<br />

„tragen kann“. („Wie ich das tragen kann, das ist mein Trauma“) Zu dem Verständnis von<br />

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