23.11.2013 Aufrufe

tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Professionelles Schreiben / Technical Authoring<br />

TA 11<br />

Fachvortrag<br />

Vagheit<br />

Lexikalische<br />

Mehrdeutigkeiten<br />

Mehrdeutigkeiten – finden,<br />

auflösen, vermeiden<br />

Achim Götz, euroscript Services GmbH, Berlin<br />

In der Technischen Kommunikation sollen Sachverhalte klar und verständlich<br />

dargestellt werden. Mehrdeutigkeiten führen nicht nur zu<br />

Fehlinterpretationen beim Leser, sondern auch zu Übersetzungsfehlern<br />

und Problemen bei der korrekten Wiederverwendung von Textbausteinen<br />

und Modulen in Redaktionssystemen.<br />

Seien wir ehrlich: Mehrdeutigkeiten sind in vielen Fällen gar kein Problem.<br />

Oft ergibt sich die richtige Lesart aus dem Kontext, entweder dem<br />

sprachlichen Kontext oder dem situativen Kontext.<br />

Nehmen wir als Beispiel das Wort Absatz, ein Wort mit vielen Bedeutungen.<br />

Der Leser kann aus dem sprachlichen Kontext erkennen, welche<br />

Bedeutung gemeint ist: „Der Absatz konnte im vergangenen Jahr<br />

um 10 % gesteigert werden.“ Wenn ein Kunde in einem Schuhgeschäft<br />

nach Schuhen mit flachem Absatz fragt, dann wird durch den situativen<br />

Kontext klar, dass es sich um Schuhabsätze handeln muss.<br />

Warum also das Ganze? Am Ende erleben wir doch wesentlich weniger<br />

Missverständnisse, als zu befürchten wäre. Doch genau die Fähigkeit<br />

des Menschen, über Mehrdeutigkeiten hinwegzusehen, macht die Gefahr<br />

aus. So erscheint dem Autor selbst der Text eindeutig, er versteht<br />

ihn entsprechend seiner Intention. Der Leser aber kann diese Intention<br />

nur aus dem Text erschließen und steht dadurch möglicherweise vor<br />

der Wahl.<br />

Der Leser in diesem Fall muss nicht zwingend der (End-)Kunde sein.<br />

Auch Übersetzer sind von denselben Problemen betroffen, wenn nicht<br />

sogar noch mehr: Gewollte Unschärfen lassen sich oft nicht übersetzen,<br />

so dass diese aufgelöst werden müssen, auch wenn sie dem Textverständnis<br />

in der Quellsprache keinen signifikanten Abbruch tun.<br />

Keine Mehrdeutigkeit im sprachlichen Sinne, aber leider immer wieder<br />

anzutreffen ist die Vagheit. Die Sprache bietet allerlei Möglichkeiten,<br />

sich unpräzise auszudrücken. Immer wieder werden deshalb Benutzer<br />

mit Angaben konfrontiert, die mehrdeutig sind. Ein einfaches Beispiel<br />

hierfür ist das Wort „regelmäßig“. Es liegt in der Interpretation des<br />

Lesers, ein passendes Zeitintervall zu finden. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass er dabei das gemeinte findet, ist gering. Wenn immer es möglich<br />

ist, sollten konkrete Angaben und Werte verwendet werden, damit dem<br />

Leser jeder Interpretationsspielraum genommen wird.<br />

Für Technische Redakteure muss es ein Ärgernis sein, dass es im Deutschen<br />

(und in quasi jeder anderen natürlichen Sprache) Wörter gibt,<br />

die mehrere Bedeutungen tragen. Laut Guinness-Buch der Rekorde<br />

ist „Läufer“ das deutsche Wort mit den meisten Bedeutungen, es sind<br />

24. Sie kennen sicherlich auch andere Beispiele. Bei diesen umgangssprachlich<br />

auch „Teekesselchen“ genannten Wörtern kann man zwischen<br />

solchen unterscheiden, die orthografisch gleich sind (Homonyme,<br />

z. B. „Bank“) und solchen, die sich im Schriftbild unterscheiden (Homophone,<br />

z. B. „Rad“ / „Rat“). In geschriebenen Texten sollten Homophone<br />

keine Rolle spielen, der Leser kann sie unterscheiden.<br />

410<br />

<strong>tekom</strong>-<strong>Jahrestagung</strong> <strong>2012</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!