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tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

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Terminologie / Terminology<br />

unmissverständlich sein. Nur so kann der Empfänger die Bedeutung<br />

des syntaktisch einwandfrei gestalteten Zeichens eindeutig interpretieren.<br />

Nur so hat er die richtigen Assoziationen und Konnotationen. Nur<br />

so versteht er den Sinn.<br />

Schließlich muss jede Benennung auch pragmatisch einwandfrei sein.<br />

Das syntaktisch einwandfrei wahrgenommene und semantisch richtig<br />

verstandene Zeichen löst beim Empfänger eine Handlung aus. Die<br />

Benennung muss ihn also in die Lage versetzen, die in seiner Situation<br />

richtige Entscheidung zu treffen.<br />

Wahl der Vorzugsbenennung<br />

Vornehmliches Ziel der Terminologiearbeit ist es, alle Benennungen<br />

für einen Begriff zusammenzustellen (deskriptive Terminologiearbeit)<br />

und anschließend die Vorzugsbenennung festzulegen (präskriptive<br />

Terminologiearbeit).<br />

In der Phase der deskriptiven Terminologiearbeit gehen die Terminologen<br />

vom Begriff aus; sie ordnen diesem Begriff die unterschiedlichen<br />

synonymen Benennungen zu. Diese onomasiologische Vorgehensweise<br />

(vom Begriff zur Benennung) garantiert, dass alle Benennungen für<br />

einen Begriff gefunden werden.<br />

In der anschließenden Phase der präskriptiven Terminologiearbeit geht<br />

es darum, die verschiedenen Benennungen für einen Begriff zu bewerten.<br />

Am Ende wird die Vorzugsbenennung festgelegt.<br />

Doch welche Benennung wird zur Vorzugsbenennung erklärt? Und wie<br />

wird die Festlegung begründet?<br />

Oftmals werden für die Entscheidung statistische Kriterien herangezogen.<br />

Untersucht wird, welche Benennung am häufigsten verwendet<br />

wird, welche in den zuverlässigsten Quellen verwendet wird oder aktuell<br />

überwiegend verwendet wird (vgl. Drewer u. Ziegler 2011, S. 173).<br />

Eine Benennung wird aber auch nach sprachlichen Kriterien beurteilt,<br />

z. B. nach „Genauigkeit“, „Knappheit“ und „Orientierung am anerkannten<br />

Sprachgebrauch“. Berücksichtigt werden auch „Ableitbarkeit“, „Motiviertheit“<br />

und „Eindeutigkeit“ (ebd., S. 173–175). Außerdem werden<br />

Benennungsbildungsregeln berücksichtigt, die z. B. festlegen, wie komplex<br />

eine Benennung sein darf und wo Bindestriche verwendet werden<br />

müssen (vgl. ebd., S. 175–178).<br />

All dies sind berechtigte Kriterien. Aber nicht in jedem Fall wird die<br />

beste und treffendste Benennung zur Vorzugsbenennung gekürt. Denn<br />

es steht keineswegs fest, dass die genannten Regeln auch der Pragmatik<br />

förderlich sind. Ein mahnender Rat lautet daher: „Ein Terminologe muss<br />

sich nicht nur um die Semantik kümmern, sondern auch um die Pragmatik“<br />

(Schmitt 2008, S. 47).<br />

Unterstützung durch die Semiotik<br />

Natürlich erleichtern formale Kriterien dem Terminologen die Arbeit.<br />

Doch über all den formalen Kriterien wird zuweilen der Leser vergessen.<br />

Welche Folgen hat die Festlegung einer Vorzugsbenennung? Welche<br />

Bedeutung verknüpft der Leser mit der Benennung? Und welche<br />

Handlungen sind die Folge?<br />

<strong>tekom</strong>-<strong>Jahrestagung</strong> <strong>2012</strong><br />

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