tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

Professionelles Schreiben / Technical Authoring
Komposita
Syntaktische
Mehrdeutigkeit
Präpositionen
Attribute
Mehrdeutigkeiten
durch Bezüge
Für echte Homonyme muss sichergestellt werden, dass sie durch den
Kontext eindeutig werden. Es ist unwahrscheinlich, dass jemand sein
Geld auf einer Parkbank anlegt, genauso unplausibel wäre es, wenn
jemand auf einem Geldinstitut Platz nimmt.
Falls der Kontext alleine nicht ausreicht, ist es ein Fall für die Terminologie-Abteilung.
Wird „Geldinstitut“ als Vorzugsbenennung anstelle von
„Bank“ vorgeschrieben, ist die Mehrdeutigkeit vermieden, auch wenn
der Kontext nicht ausreicht.
Bei der Bildung von zusammengesetzten Wörtern entstehen häufig
neue Mehrdeutigkeiten. Ob eine Holzschraube eine Schraube aus Holz
oder aber eine Schraube für Holz ist, wird aus dem Wort alleine nicht
klar. Ein fast schon sprichwörtliches Beispiel sind die verschiedenen
Zusammensetzungen mit „Schnitzel“ wie Kalbsschnitzel oder Jägerschnitzel.
Komposita, die nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch entstammen,
sollten deshalb sorgfältig geprüft und wenn nötig umschrieben
werden (Schnitzel nach Jägerart).
Doch auch wenn alle Wörter eindeutig sind, können sich Mehrdeutigkeiten
im Satz ergeben. Begünstigt wird dies durch den Nominalstil
einerseits und Verknappungen und Auslassungen andererseits. Mehr
als ein Gesetzestext hat es bereits zu zweifelhaftem Ruhm gebracht,
weil die tatsächliche Aussage und die von den Autoren gewünschte
nicht übereinstimmen. Alleine durch Befolgen der Regel „eine Aussage
je Satz“ werden bereits viele Klippen umschifft.
Präpositionen bringen nicht immer die gewünschte Eindeutigkeit: „Bolzen
hinter der Führung abfeilen.“ Soll der Bolzen, der sich hinter der
Führung befindet, abgefeilt werden oder soll der Leser zum Abfeilen
hinter die Führung gehen? Zusätzlich ergibt sich in diesem Beispiel
eine zweite Mehrdeutigkeit. Wir wissen nicht, ob es ein oder mehrere
Bolzen sind, da Singular und Plural gleichlautend sind. Ein Artikel
(„den“ oder „die“) sorgt für Klarheit, ein Präpositionalgefüge kann die
erste Mehrdeutigkeit auflösen: „Den hinter der Führung befindlichen
Bolzen abfeilen.“
Ein weiteres Beispiel: „Lackierte Gehäuseteile und Befestigungselemente
dürfen nicht gestapelt werden.“ Es ist nicht klar, ob sich das
Attribut „lackiert“ nur auf Gehäuseteile oder auch auf Befestigungselemente
bezieht, dürfen also Befestigungselemente generell nicht
gestapelt werden oder trifft dies nur auf lackierte Befestigungselemente
zu? Im ersten Fall genügt es, die Satzstellung zu verändern („Befestigungselemente
und lackierte Gehäuseteile …“) im zweiten Fall sollte
das Attribut wiederholt werden („Lackierte Gehäuseteile und lackierte
Befestigungselemente …“).
Bezüge mit Personalpronomen können zu Mehrdeutigkeiten führen:
„Die Wartungsklappe wird mit der Schraube befestigt. Sie ist aus Aluminium.“
Wir bleiben ratlos: Ist die Schraube oder die Wartungsklappe
aus Aluminium? Das Beispiel zeigt einen weiteren Fallstrick: Der Satz
„Sie ist aus Aluminium“ wird mit den gängigen Translation-Memory-
Systemen als Segment abgespeichert und möglicherweise wieder übernommen,
auch wenn der Bezug in einem anderen Kontext ein anderer
ist und möglicherweise auch der Genus des Personalpronomens ein
anderer sein müsste.
tekom-Jahrestagung 2012
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