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tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

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Terminologie / Terminology<br />

Die Semiotik mit ihrem semasiologischen Ansatz (von der Benennung<br />

zum Begriff) hilft dabei, die beste Vorzugsbenennung zu finden. Sie<br />

urteilt nicht nach rein formalen Kriterien, sondern sie fragt nach dem<br />

Verständnis. Nachdem ein Kandidat für die Vorzugsbenennung gefunden<br />

wurde, sollte die Benennung aus Sicht eines Semiotikers analysiert<br />

werden.<br />

Ein Semiotiker nähert sich einer Benennung an. Er betrachtet sie von<br />

außen und untersucht, was ein Leser ihr ansehen kann, ohne ihren Inhalt<br />

– ihre Bedeutung – zu kennen. Vor allem motivierte Benennungen<br />

sind geeignet, den Leser auf die richtige Fährte zu bringen.<br />

Doch welche konkreten Assoziationen – Vorstellungen – löst die Benennung<br />

aus? Und welche Konnotationen – zusätzlichen Vorstellungen<br />

– sind mit ihr verbunden? Unbewusst wird immer auch nach der<br />

übergeordneten Benennung (Hyperonym) und den untergeordneten<br />

Benennungen (Hyponymen) gesucht sowie nach der entgegengesetzten<br />

Benennung (Antonym). Und die Benennung wird mit ähnlichen,<br />

bekannten Benennungen verglichen oder etymologisch zerlegt. Sowohl<br />

Assoziationen als auch Konnotationen beeinflussen das Verständnis. Sie<br />

sind allerdings überwiegend vom Bildungsniveau des Lesers abhängig.<br />

Doch fest steht, dass jede Benennung Konnotationen auslöst (vgl. Eco<br />

1972, v. a. S. 108–111). Insofern lässt sich die Forderung der Terminologen<br />

nach „Konnotationsfreiheit“ (z. B. bei Drewer u. Ziegler 2011, S. 174)<br />

nicht erfüllen. Stattdessen ist es wichtig, eine Vorzugsbenennung zu<br />

wählen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit keine irreführenden oder<br />

negativen Konnotationen weckt.<br />

Eine semiotische Bewertung kann dazu beitragen, eine Benennung zu<br />

finden, unter der sich ein Leser den richtigen Begriff bildet. Zwar folgt<br />

eine solchermaßen festgelegte Vorzugsbenennung nicht immer den formalen<br />

Kriterien der Benennungsbildung. Aber sie sorgt für die richtigen<br />

Handlungen.<br />

Literatur<br />

−−<br />

Drewer, Petra; Wolfgang Ziegler (2011): Technische Dokumentation<br />

– Übersetzungsgerechte Texterstellung und Content-Management;<br />

Vogel Buchverlag, Würzburg 2011<br />

−−<br />

Eco, Umberto (1972): Einführung in die Semiotik. 9. Auflage; Wilhelm<br />

Fink Verlag, Paderborn 2002<br />

−−<br />

Göpferich, Susanne (1998): Interkulturelles Technical Writing – Fachliches<br />

adressatengerecht vermitteln; Gunter Narr Verlag, Tübingen<br />

1998<br />

−−<br />

Schmitt, Peter A. (2008): Terminologie und Fachlexikographie; in:<br />

Jörg Hennig; Marita Tjarks-Sobhani (Hrsg.): Terminologiearbeit für<br />

Technische Dokumentation; Verlag Schmidt-Römhild, Lübeck 2008,<br />

S. 39–53<br />

für Rückfragen: lars.schiller@zindel.de<br />

478<br />

<strong>tekom</strong>-<strong>Jahrestagung</strong> <strong>2012</strong>

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