tekom-Jahrestagung 2012 - ActiveDoc

Terminologie / Terminology
TERM 7
Fachvortrag
Von der Terminologie zum semantischen
Netz: Wissensmanagement und Ontologien
Christian Stein, Technische Universität Braunschweig
Das Projekt iglos (www.iglos.de) ist ein groß angelegtes universitäres
Forschungsprojekt zur Entwicklung von Methoden und Software für
Terminologiearbeit der nächsten Generation. Eine der wichtigsten
Grundüberzeugungen im Rahmen des Projektes ist dabei, dass Eindeutigkeit
nur im systemischen Zusammenhang beherrscht werden kann.
Das bedeutet konkret, dass es nicht reicht, Benennungen, Synonyme,
Übersetzungen und Definitionen etc. zu sammeln, sondern dass man
die tatsächlichen semantischen Beziehungen der Sprachzeichen zueinander
modellieren muss. Nur so wird der Kontext, Bezug und Verwendungszusammenhang
deutlich und nur so kann man den Schritt vom
klassischen Terminologiemanagement hin zum Wissensmanagement
bzw. einer Ontologie gehen. Ein solches Wissensmanagement hat wiederum
ein wesentlich breiteres Anwendungsspektrum als ein einfaches
elektronisches Wörterbuch: Es hilft dabei, Missverständnisse und
Ambiguitäten frühzeitig und automatisiert aufzuspüren, Mitarbeiter
aufgabenspezifisch zu schulen und schließlich, Wissen nicht nur in den
Köpfen, sondern auch im Unternehmen zu halten.
Das kann nur gelingen, wenn Terminologiemanagement nicht länger
als eine mehr oder weniger isolierte Funktion der Technischen Dokumentation
und Übersetzung, sondern als zentrale Wissensverwaltung
und Querschnittsdisziplin aller Unternehmensbereiche gesehen wird.
In allen Bereichen finden sich unterschiedliche Fachsprachen, mit
denen völlig unterschiedlich über die gleichen Sachverhalte kommuniziert
wird – gerade deshalb auch häufig aneinander vorbei. Verschärft
wird die Situation dadurch, dass interdisziplinäre, multisprachliche und
unternehmensübergreifende Szenarien heute eher die Regel als die
Ausnahme sind.
Eine funktionierende Wissensverwaltung berücksichtigt diesen Sachverhalt
von Anfang an und bildet nicht nur verschiedene Sprachen,
sondern auch verschiedene Fachsprachen sowie deren Bezug zur Gemeinsprache
als semantisches Netz ab. Dabei ist es wesentlich, die
verschiedenen Perspektiven und Spezialisierungsgrade gleichermaßen
zu modellieren. Um diesen Zustand zu erreichen, hat das Projekt iglos
den iglos tep (terminology engineering process) entwickelt, der alle
notwendigen Verfahrensweisen von der Terminologiegewinnung, über
die Diskussion, Abstimmung und Relationierung bis hin zur kontinuierlichen
Ergänzung behandelt und beschreibt.
Einen wesentlichen Punkt nimmt dabei die Relationierung ein, also
die Modellierung von typisierten Beziehungen zwischen den Begriffen.
Diese Modellierung geht weit über reine Abstraktionsbeziehungen im
Sinne einer Ober- und Unterbegriffsstruktur hinaus: So können je nach
Modellierungs- und Anwendungsfokus ganz viele verschiedene Relationstypen
modelliert werden. Auf Basis von Leitfragen und entsprechenden
Assistenzsystemen, wie sie in iglos verfügbar gemacht werden,
können diese auch von Laien gefunden und modelliert werden. Einige
solcher Leitfragen zur Relationierung und Klassifizierung können beispielsweise
sein (hier in zusammenfassender Kurzform):
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