Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen
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4.2. Beschwörung 2 195<br />
4.2 Beschwörung 2<br />
4.2.1 Allgemeines<br />
Gegenstand dieser Beschwörung, die dem ‘Weihungstyp’ 13 angehört, ist es, eine Kupferpauke<br />
( urudu ní˜g-kalag-ga) in ein Ritual einzuführen. In allen <strong>Beschwörungen</strong> dieses Typs geht es<br />
darum, daß ein ”<br />
profaner“ Gegenstand durch eine spezifische Beschwörung zu einem magisch<br />
wirksamen Ritualmittel erhoben wird. Im allgemeinen dient ein Rückgriff auf geeignete Mythologeme<br />
dazu, die rituelle Wirksamkeit des Gegenstandes zu konstituieren.<br />
In der <strong>Ein</strong>leitung (Z. 1–25 ′ ) wird beschrieben, wie verschiedene Götter die Kupferpauke<br />
herstellten und sie mit bestimmten Eigenschaften ausstatteten: Nin-á-gal, der Gott des Schmiedehandwerks,<br />
beteiligt sich an der Bearbeitung des Metalls (Z. 5 ′ f.). Gibil, der Gott des Feuers,<br />
bringt das Kupfer (beim Läutern?) zum Glänzen (vgl. Z. 13 ′ und den Kommentar dazu S. 197),<br />
und Ara, der Großwezir von Enki, wirkt an der kunstvollen Ausgestaltung mit (Z. 20 ′ –23 ′ ).<br />
Der folgende Abschnitt (Z. 26 ′ –33 ′ ) konstituiert die magische Wirkung der Kupferpauke.<br />
Asalluh˘i spricht, vielleicht auf die Weisung von Enki hin (Z. 26 ′ f.), die Beschwörung, die der<br />
Kupferpauke ihre magische Wirkung verleiht (Z. 28 ′ f.). Diese Konstituierung als Ritualmittel<br />
wird durch Z. 30 ′ –33 ′ verdeutlicht, einen Passus, der wohl als Zusatz im Text anzusehen ist. 14<br />
Der Schluß des Textes (Z. 34 ′ –44 ′ ) enthielt, soweit er erhalten ist, eine Aufzählung von<br />
Dämonen und wohl auch Krankheiten, die von der Kupferpauke durch ihr ”<br />
Dröhnen“ und ihren<br />
” Schreckensglanz“ (Z. 34′ –37 ′ ) vertrieben oder abgewehrt werden können.<br />
Daß Kupferpauken tatsächlich im magischen Ritual verwendet wurden, ist gut belegt 15 .<br />
4.2.2 Bemerkungen zum Text<br />
1) Die Emendation zu urudu 〈ní˜g〉-kalag-ga ist wohl zwingend, da dieses Instrument auch in<br />
Z. 11 ′ f., Z. 13 ′ f. und Z. 34 ′ /36 ′ (ergänzt) genannt wird; es ist überdies der Gegenstand dieser<br />
Beschwörung.<br />
Zur Lesung des akkadischen Äquivalents nigkalagû (oder nigkalgû?) vgl. Cooper, AnOr 52<br />
S. 150 mit Anm. 5. In den jüngeren Texten wurde URUDU sicher als Determinativ aufgefaßt,<br />
wie schon Cooper vermutete. Dies geht aus Gurney und Hulin, STT II 248 Rs. 7 hervor, wo<br />
NÍG-KALA-GA allein (neben KUŠ-GU 4 -GAL) als Logogramm verwendet wird 16 .<br />
Außer den von Cooper, AnOr 52 S. 150–153 angeführten Stellen für urudu ní˜g-kalag-ga in <strong>Beschwörungen</strong><br />
vgl. noch Thompson, CT 16, 22 : 247 und 272 (ergänzt); CT 16, 24 II 23; K.166+<br />
(zu Uh˘. Tf. VII) II 10 ′ ; in der vorliegenden Beschwörung noch Z. 11 ′ f., 13 ′ f. und 34 ′ /36 ′ sowie<br />
§ 10 : 41; Geller, FUH S. 166 (Index s. v. urudu-nig 2 -kalag); van Dijk, VS 17, 19 : 14; Geller,<br />
AfO 35, 3 Z. 18 ′ .<br />
Für die akkadische Entsprechung nigkalagû verweise ich auf die Wörterbücher; 17 hierzu sind<br />
13 Falkenstein, LSS NF 1, S. 76 ff.<br />
14 Vgl. im einzelnen unten S. 198 den Kommentar zu Z. 30 ′ –33 ′ .<br />
15 Vgl. die Stellen in AHw 787b s. v. ni˜gkalagû und CAD N II 215 s. v. ∗ nigkalagû. Für den Zusammenhang mit<br />
kuš-gu 4 -gal s. oben S. 192, Kommentar zu § 1 : 52/53.<br />
16 Es gibt möglicherweise noch weitere Fälle, in denen URUDU im Sumerischen wohl ein Bestandteil des Wortes ist,<br />
in der akkadischen Entsprechung jedoch nicht, etwa urudu-zi-ir (u. ä.) und akkadisch ṣīru, cf. Loding, JCS 28, 233.<br />
Auch die Nachstellung von URUDU bei Thureau-Dangin, RAcc S. 140 Z. 342 spricht für eine Verwendung als (hier<br />
nachgestelltes) Determinativ.<br />
17 AHw 787b s. v. ni˜gkalagû und CAD N II 215 s. v. ∗ nigkalagû.