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Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

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4.9. Beschwörung 9 229<br />

Das Ergebnis dieses Überblicks läßt sich wie folgt zusammenfassen:<br />

Der Text dieses Beschwörungsrituals besteht in der vorliegenden Fassung aus drei Textschichten,<br />

die durch redaktionelle Tätigkeit zu einem nicht sehr einheitlichen Ganzen umgeformt<br />

wurden. Obwohl in <strong>Ein</strong>zelheiten die eine oder andere Unklarheit bestehen mag, möchte<br />

ich diese drei Textschichten wie folgt rekonstruieren:<br />

1. Der ältere Text der Beschwörung bestand aus:<br />

Z. 1–4a: Aufzählung der Dämonen<br />

Z. 5–7: Auswirkungen auf den Menschen<br />

Z. 10: Konstituierung des Rituals durch Berufung auf Enki<br />

Z. 11–17 und 22–25: Aufzählung der Ritualmittel und der dazugehörigen Götter<br />

Z. 26 und 28–30: Reinigung des Kranken<br />

Z. 31–39: Prophylaxe gegen die Rückkehr der Dämonen<br />

Z. 41–47: zi-Litanei<br />

2. Jüngere Zusätze hierzu sind:<br />

Z. 4b: Aufzählung der Dämonen<br />

Z. 8: Auswirkungen auf den Menschen 108<br />

Z. 9: Marduk-Ea-Formel<br />

Z. 18–19, 21 und 27: Ritual<br />

Z. 20: Auswirkungen auf den Menschen<br />

Z. 40: exorzistische Formel<br />

Z. 48–49: Schlußthema des Marduk-Ea-Typs<br />

Vergleicht man diese beiden Textschichten mit den Beschwörungstypen, die Falkenstein<br />

in LSS NF 1 dargestellt hat, so zeigt sich, daß die ältere Fassung Elemente des Prophylaktischen<br />

Typs enthält. Hierzu gehört vor allem die Zi-Litanei, 109 die durch ihre<br />

Korrespondenz mit dem ersten Ritualteil als integraler Bestandteil des Textes erwiesen<br />

wird. 110 Vom Prophylaktischen Typ unterscheidet sich der vorliegende Text jedoch insofern,<br />

als er in den Passagen Z. 5–7 und 26, 28–30 eindeutig die Befreiung des Kranken<br />

von einem bereits vorhandenen Unheil zum Gegenstand hat, nicht jedoch die Abwehr<br />

einer drohenden Gefährdung, wie es im Prophylaktischen Typ die Regel ist.<br />

Hier ist ein Hinweis angebracht auf die von Falkenstein beschriebenen Abweichungen<br />

vom Prophylaktischen Typ, in denen derselbe Sachverhalt vorliegt, nämlich die Beseitigung<br />

eines bereits eingetretenen Unheils. 111 Berücksichtigt man ferner, daß im vorliegenden<br />

Text ursprünglich das Ritual durch eine Berufung allein auf Enki (Z. 10) konstituiert<br />

wird, so ergibt sich die Folgerung, daß hier mit einem relativ alten, wahrscheinlich<br />

108 Zur präsentischen Formulierung dieser Zeile vgl. die von Falkenstein, LSS NF 1, S. 51 (Anhang) beschriebenen<br />

Stellen im Marduk-Ea-Typ.<br />

109 Vgl. Falkenstein, LSS NF 1, S. 43.<br />

110 Vgl. oben, Absatz 3.1 und 3.4.<br />

111 Falkenstein, LSS NF 1, S. 43.

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