Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen
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4.3. Beschwörung 3 199<br />
4.3 Beschwörung 3<br />
4.3.1 Allgemeines<br />
Diese Beschwörung gehört dem Marduk-Ea-Typ an, wie aus der charakteristischen Marduk-<br />
Ea-Formel in Z. 41 hervorgeht. Das Ritual, das in Z. 42–73 mitgeteilt wird, beschreibt die Verwendung<br />
eines Ferkels als Ersatztier. Das Ferkel soll zerteilt werden und seine Körperteile<br />
sollen auf die entsprechenden Körperteile des Kranken gelegt werden (Z. 52–55) 27 . Durch dieses<br />
Auflegen wird die magische Gleichsetzung des Substituts mit dem Kranken erreicht. Die<br />
Substitution wird in Z. 65–73 und Z. 78–81 explizit ausgedrückt: die Termini ki-bi-in-˜gar(-ra)<br />
(akkadisch pūh˘ u) 28 und ní˜g-sa˜g-íl-la (akkadisch dinānu) 29 bezeichnen beide das Substitut, gerade<br />
auch im magischen Sinn. Die Dämonen werden aufgefordert, das Substitut anzunehmen<br />
(Z. 68/69 und Z. 71/73) 30 . Ganz zurecht hat Kümmel festgestellt 31 , daß hierin kein Opfer an die<br />
Dämonen zu sehen ist. Vielmehr wird das Unheil, das den Menschen bedroht, auf ein anderes<br />
Lebewesen übertragen. Dieses soll als Substitut für den gefährdeten Menschen dienen und als<br />
solches von den Dämonen akzeptiert werden.<br />
4.3.2 Bemerkungen zum Text<br />
1/2) Für a-ma-uru 5 ‖ abūbu s. AHw 8; CAD A/I 77–80 (mit Bezug auf Dämonen ibid. 79a,<br />
2 b). Das Auftreten von Dämonen wird auch sonst mit dem Ansteigen einer Flut verglichen, s.<br />
AHw 1342 s. v. tebû(m) 3c und 7c. Für zi(-g) ‖ tebû s. noch Deimel, ŠL 84, 45; Oberhuber, ISL<br />
I.1 S. 540 ff. Nr. 48; Maul, Herzberuhigungsklagen S. 458.<br />
3/4) Für ní-gal ‖ namrirrū s. AHw 728 f.; CAD N/I 237.<br />
Für mu 4 -mu 4 ‖ labāšu s. AHw 523 f.; CAD L 17.<br />
Die Gleichung kur ‖ erṣetu (s. Deimel, ŠL 366, 6; CAD E 309a und 313a) dürfte hier die Unterwelt<br />
bezeichnen, wie insbesondere aus der akkadischen Wendung erṣetu rapaštu hervorgeht<br />
(vgl. dazu Tallqvist, StOr 5/IV S. 14 f.). Für kur als Bezeichnung der Unterwelt s. zuletzt Katz,<br />
Festschrift Klein, S. 179–198.<br />
5/6) Für ní-h˘uš ‖ rašubbatu in Verbindung mit ri ‖ ramû vgl. Pinches IV R 2 25 II 48 f.; ibid.<br />
27 Nr. 4 : 49/51 und 53–55; Macmillan, BA 5/V 642 : 11 (a-ri-a, wie in B 3 und K 1 ) sowie Cp.<br />
§ 17 : 6 (einsprachig <strong>sumerisch</strong>). Vgl. auch Römer, SKI S. 105 und CAD R 212 s. v. rašubbatu<br />
und ibid. 133 s. v. ramû.<br />
7/8) Für šú-šú ‖ tabāku Ntn vgl. Schramm, GAAL 2, S. 70, Kommentar zu Sb. I 83/84.<br />
Für ˜gen ‖ alāku Gtn vgl. ˜gen-a-mèn ‖ šá . . . it-ta-na-al-la-ku at-[ti] (Reisner, SBH Nr. 53<br />
Rs. 13 f. ‖ Delitzsch, Assyrische Lesestücke 3 S. 135 : 13 f.); 32 ähnlich auch ˜gìri ˜gen-na-ke 4 ‖<br />
ina i-tal-lu-ki-šú (Pinches, IV R 2 18 ∗ Nr. 6 Rs. 11 f.).<br />
27 So jedenfalls nach der akkadischen Version (s. im einzelnen den Kommentar zur Stelle). Vgl. auch das ähnliche<br />
Vorgehen in § 4 : 21 ff., das dort wesentlich ausführlicher beschrieben ist.<br />
28 Z. 65/66 und Z. 78/79.<br />
29 Z. 80/81.<br />
30 Dieser Gedanke wird in ähnlicher Form auch in einem unpublizierten Ersatztierritual ausgedrückt, das wohl zu der<br />
Serie Á-sàg-gig gehört (As Tf. A Z. 25 ′ f.).<br />
31 Kümmel, Ersatzrituale S. 4 ff. Dort ist auch (S. 5) eine Übersetzung von Z. 65–73 und Z. 78–81 der vorliegenden<br />
Beschwörung zu finden.<br />
32 Zur Lesung ˜gen (Singular hamṭu), nicht du (Singular marû), vgl. Thomsen, Sumerian Language § 509 (gegen Oberhuber,<br />
ISL I.1 S. 83 Nr. 74.1–2). ˘