Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen
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206 4. Kommentar<br />
der oben bereits erwähnten Beschwörung Thompson, CT 17, 47 : 107c ff. werden sowohl die<br />
‘Enki-Ninki-Gottheiten’ als auch die ‘Enkum-Ninkum-Gottheiten’ angeführt (so bereits in den<br />
aB Vorläufern). Dies war möglicherweise ein Versuch, beide Traditionen zu verbinden.<br />
Weshalb das Substitut in der vorliegenden Beschwörung den Enki-Ninki-Gottheiten (bzw. den<br />
Enkum-Ninkum-Gottheiten) übergeben werden soll, geht aus dem Text nicht hervor.<br />
14) mih˘ irtu (A 6 , A 14 ) ist hier Synonym zu mih˘ ru (so C 1 ), vgl. in diesem Sinne auch AHw<br />
640a s. v. meh˘ ertu 4.<br />
15/16) Nach Thomsen, Sumerian Language § 174 wird das Verbum gù–dé mit dem Direktiv<br />
(Lokativ-Terminativ) bei unbeseelten und mit dem Dativ bei beseelten Nomina konstruiert.<br />
Da abgal der Klasse des Beseelten angehört, scheint die Postposition /-e/ hier den Ergativ zu<br />
bezeichnen. Wie die akkadische Übersetzung ana apkalli jedoch zeigt, wurde /-e/ als Direktiv<br />
aufgefaßt, der hier für den Dativ eintritt. Da dies schon aB bezeugt ist, 60 besteht kein Grund,<br />
die Richtigkeit der akkadischen Übersetzung anzuzweifeln.<br />
Der Weise (abgal), dem das Ritualmittel genannt wird, dürfte wohl ein Gott sein. 61 Da apkallu<br />
ein häufiges Epitheton für Marduk ist, 62 könnte sehr wohl Asalluh˘i/Marduk gemeint sein.<br />
Es ist aber auch denkbar, daß einfach der Beschwörungspriester gemeint ist, der sich ja selbst<br />
als ”<br />
Adapa, der Weise von Eridu“ bezeichnet. 63 In diesem Fall würde Enki das Ritual dem<br />
Beschwörungspriester direkt mitteilen.<br />
Die Konstituierung eines Ritualmittels unter der Mitwirkung einer nicht namentlich genannten<br />
Gottheit begegnet noch öfter in <strong>Beschwörungen</strong> des ‘Weihungstyps’. 64 Vgl. neben den oben<br />
genannten Stellen Cp. § 17 : 4 und § 18 : 15-18.<br />
17 ff.) Die in diesem Passus vorgetragene Anschauung von der Substituierung der einzelnen<br />
Körperteile des Menschen durch die entsprechenden des Ersatztieres findet sich auch außerhalb<br />
Mesopotamiens. 65<br />
37) Statt gú-murgu ”<br />
Rückgrat“ hat Exemplar s murgu ”<br />
Schulter“.<br />
43/44) Für ˜geš-ge-en-ge-na ‖ binâtu s. AHw 127a; CAD B 237.<br />
43, 44a–h) Vgl. hierzu auch oben S. 204 im allgemeinen Kommentar.<br />
Z. 43–44h in Exemplar s ist wie folgt zu übersetzen:<br />
43 Wenn du einen Körperteil für einen Körperteil [ . . . ] gegeben hast, 44a sein Gesicht,<br />
seinen Körper rein gewischt hast, 44b . . . hinausgebracht(?) hast, 44c . . . eine<br />
Fackel angezündest hast, 44d (dann) soll der böse udug, der böse a-lá aus dem<br />
Körper des Menschen 44e herausgeworfen werden! 44f Aus [ . . . ] soll [ . . . ]! 44g Der<br />
gute [šedu] (und) die gu[te] lamma 44h sollen bei ihm stehen!<br />
44a) Für su-bar ”<br />
Körper“ s. Krebernik, BFE S. 29 mit Anm. 33; PSD B 99 f. und 105, 12;<br />
Cavigneaux und Al-Rawi, ZA 83 (1993) 202–205. Zur akkadischen Übersetzung mit zumru s.<br />
60 Vgl. Gragg, AOATS 5, S. 87. Zum Gebrauch des Direktivs bei Nomina der Klasse des Beseelten vgl. Edzard, HdO<br />
71, S. 44.<br />
61 Vgl. Falkenstein, LSS NF 1, S. 69.<br />
62 Vgl. CAD A/II 171 f. und van Dijk, HSAO S. 262 Z. 56, wo abgal wohl ebenfalls mit Bezug auf Asalluh˘i verwendet<br />
wird (s. ibid. S. 261 Z. 37).<br />
63 Thompson, CT 17, 47 : 107e (Udug-h˘ul Tf. III, Vorläufer dazu bei Geller, FUH S. 22 : 59); s. auch CAD A/II 173a.<br />
64 Vgl. dazu Falkenstein, LSS NF 1, S. 76–81.<br />
65 Für Kleinasien vgl. das von Haas, OrNS 40, 410 ff. gesammelte Material (dort S. 424 f. auch zu unserer Stelle und<br />
S. 430 zu Ovids Fasten); ferner Kümmel, Ersatzrituale S. 5 (Übersetzung von Z. 17–26); Kümmel, ZAW 80 (1968)<br />
194 ff.