25.12.2013 Aufrufe

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

1.2. Zur Datierung des Compendiums 15<br />

1.2 Zur Datierung des Compendiums<br />

Die Diskussion des Textbestandes im vorangehenden Abschnitt hat bereits die für die Datierung<br />

wesentlichen Punkte erkennen lassen. Demnach können wir folgende Stufen der Überlieferung<br />

feststellen:<br />

1. Zu einigen <strong>Beschwörungen</strong> sind altbabylonische Duplikate oder Vorläufer erhalten. Sie<br />

zeigen zunächst, daß das im Compendium gesammelte Material wohl schon in altbabylonischer<br />

Zeit bekannt war, 44 freilich in einer Form, die nur teilweise mit den jüngeren<br />

Fassungen übereinstimmt.<br />

2. Die Texte aus Sultantepe stammen aus der Zeit Sanheribs, 45 sind also zeitlich noch vor<br />

den Ninive-Texten einzuordnen.<br />

3. Die Ninive-Texte stammen aus der Bibliothek Assurbanipals und sind somit in dessen<br />

Regierungszeit zu datieren (669–629 v. Chr.). Erst hier erhält das Compendium seine<br />

umfangreichste Fassung, die in der vorliegenden Edition rekonstruiert wurde.<br />

4. Von den spätbabylonischen Textzeugen ist nur Exemplar B im Kolophon datiert, nämlich<br />

in das Jahr 183/2 v. Chr. Die übrigen spB Tafeln sind sicherlich nicht sämtlich zur gleichen<br />

Zeit wie B entstanden, so daß hier – auch wegen der zum Teil unklaren Herkunft –<br />

zumindest vorläufig keine Angaben über die zeitliche Gruppierung dieser Texte gemacht<br />

werden können.<br />

5. Undatiert ist das aus Nimrud stammende Exemplar K. Dem Duktus nach ist es neuassyrisch<br />

(ca. 8. Jh.?). Auch hier sind keine weitergehenden Aussagen möglich.<br />

Die chronologische Stellung der genannten Textgruppen zueinander stellt sich demnach etwa<br />

folgendermaßen dar:<br />

– altbabylonische Textzeugen oder Vorläufer<br />

– Nimrud (?)<br />

– Sultantepe<br />

– Ninive<br />

– spätbabylonische Texte.<br />

44 Dies möchte ich auch für die Teile des Compendiums annehmen, zu denen bisher keine altbabylonischen Parallelen<br />

oder Duplikate bekannt geworden sind. Nahegelegt wird dies vor allem durch die am jüngeren Text zu beobachtenden<br />

redaktionellen <strong>Ein</strong>griffe, die auf ein höheres Alter der Vorlage hinweisen. Dieser komplizierte textgeschichtliche<br />

Zusammenhang konnte im Rahmen der vorliegenden Edition nicht weiter untersucht werden, doch sei auf die Bemerkungen<br />

im Kommentar zu den §§ 4, 5 und 9 verwiesen, wo redaktionelle Probleme exemplarisch behandelt werden.<br />

45 Von den hier verwerteten Sultantepe-Texten sind die Nummern Gurney und Hulin, STT II 192, 172, 174 und 177<br />

mehr oder weniger genau datierbar. Dem Kolophon gemäß wurde STT II 192 im Jahre 701 geschrieben (Eponym<br />

H˘ anān). STT II 172 ist kontemporär dazu, da der Name des Schreibers von STT II 192, Qurdī-Nergal, hier wiederum<br />

genannt ist. STT II 174 und 177 wurden von Indī-Meslamta’ea geschrieben. Über diesen Schreiber wissen wir, daß er<br />

die Texte Gurney und Finkelstein, STT I 33 sowie Gurney und Hulin, STT II 159 ebenfalls im Eponymat des H˘ anān(u)<br />

schrieb; er war also ein Zeitgenosse des Qurdī-Nergal.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!