25.12.2013 Aufrufe

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18 1. <strong>Ein</strong>leitung<br />

Z. 3–4: <strong>Ein</strong>leitung, präteritales Thema (MET)<br />

Z. 5–8: <strong>Ein</strong>leitung, Beschreibung der Symptome (MET) 52<br />

Z. 9–18: Konstituierung des Rituals durch Enki (Abweichung vom MET)<br />

Z. 19–44: Beschreibung der von Enki vollzogenen Ritualhandlung<br />

Für den Schluß der Beschwörung sind die Abweichungen der jüngeren von der älteren<br />

Fassung zu beachten:<br />

jüngere Fassung<br />

ältere Fassung<br />

– Z. 43,44a–c: Ritualanweisungen (MET)<br />

Z. 45–48: Schlußthema (PT) Z. 44d–h: Schlußthema (MET)<br />

Für die ältere Fassung (Exemplar s) läßt sich feststellen, daß die Funktion des Textes eindeutig<br />

als Ritual zur Reinigung eines Kranken bestimmt werden kann. Diese Funktion wird<br />

insbesondere ausgedrückt durch die Ritualanweisungen in Z. 44a–c, aber auch durch die dem<br />

MET zugehörigen <strong>Ein</strong>leitungs- und Schlußformeln. Anders jedoch als beim MET wird das Ritual<br />

durch Enki allein konstituiert; die Schilderung des Ritualvollzugs durch Enki impliziert<br />

die Wirksamkeit des Rituals, wann immer es vom Beschwörungspriester in Enkis Namen wiederholt<br />

wird. Die für den MET charakteristische Mittlerrolle fehlt jedoch. Es kann also neben<br />

dem MET ein zweiter Typ von Reinigungsritualen definiert werden, den ich ”<br />

Enki-Typ“ (ET)<br />

nennen möchte. In Anlehnung an die Definition des MET (s. oben) liegt der ET vor, wenn<br />

a) das Ritual zur Reinigung eines Kranken zu vollziehen ist und<br />

b) das Ritual durch einen Ausspruch oder durch Handlungen Enkis konstituiert wird.<br />

Dabei ist zu beachten, daß <strong>Ein</strong>leitungs- und Schlußthemata sowie die Formulierung der<br />

Ritualanweisungen weitgehend dem MET entsprechen.<br />

Die jüngere Fassung von § 4 weist zwei wesentliche Unterschiede gegenüber der älteren<br />

Fassung auf: zum einen sind die Ritualanweisungen weggelassen und zum anderen wurde das<br />

Schlußthema des MET durch ein Schlußthema des PT ersetzt. 53 Beide Änderungen stehen im<br />

Zusammenhang damit, daß sich die Funktion des Textes geändert hat. Er beschreibt nun nicht<br />

mehr ein Ritual, sondern dient der prophylaktischen Abwehr der Dämonen unmittelbar nach<br />

der Durchführung eines Rituals. 54 Dadurch verliert auch die Schilderung der Ritualhandlungen<br />

Enkis ihren einst konstituierenden Sinn und erhält eine neue Bedeutung: sie wird nun als<br />

52 Dieses Thema ist nach Falkenstein, LSS NF 1, S. 51–53 eine Weiterführung des präteritalen Themas, das einen Angriff<br />

der Dämonen auf den Menschen berichtet (LSS NF 1, S. 46). Die Auswirkungen dieses Angriffes schildert die<br />

eventuell folgende ‘Symptombeschreibung’. Diese gedankliche Verknüpfung der beiden Themata macht die Verwendung<br />

des Präsens-Futur in der ‘Symptombeschreibung’ verständlich.<br />

53 Vgl. Falkenstein, LSS NF 1, S. 35, wo Sa˜g-ba Tf. I (zitiert als CT 17, 34–36 usw.) unter den Texten des PT aufgeführt<br />

wird. Diese Beschwörung enthält in Z. 121–126 eine etwas ausführlichere Parallele zu § 4 : 45–48. Diese Formel wird<br />

von Falkenstein, LSS NF 1, S. 35 ff. jedoch nicht näher erörtert. Vgl. dazu jetzt ausführlich Schramm, GAAL 2, S. 13–<br />

18 (besonders S. 17 zu § 4 : 45–48).<br />

54 Falkenstein, LSS NF 1, S. 35 ff. ist der Frage nicht nachgegangen, ob nicht generell ein Teil der <strong>Beschwörungen</strong> des<br />

PT diese Funktion haben kann. Interessant sind in diesem Zusammenhang besonders die von Falkenstein S. 43 erwähnten<br />

Fälle, in denen die Dämonen bereits vom Menschen Besitz ergriffen haben. Vor allem die im PT nicht seltene Formel<br />

lú-ùlu dumu di˜gir-ra-na ba-ra-an-te-˜ge 26 -dè-en ba-ra-an-gi 4 -gi 4 -dè-en bezieht sich auf die Situation unmittelbar nach<br />

der Durchführung eines Rituals; sie soll die sofortige Rückkehr der Dämonen verhindern (vgl. dazu auch Falkenstein,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!