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Ein compendium sumerisch-akkadischer Beschwörungen

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4.8. Beschwörung 8 223<br />

4.8 Beschwörung 8<br />

4.8.1 Allgemeines<br />

Bei diesem Text handelt es sich um ein Beschwörungsritual, das allein durch das Engreifen<br />

Enkis konstituiert wird. <strong>Ein</strong> Mittler, wie er im MET durch Asalluh˘i/Marduk verkörpert wird,<br />

fehlt völlig. 100 Dieses Ritual ist somit ein Vertreter des Enki-Typs, der oben S. 17 ff. ausführlich<br />

dargestellt wurde. Der Text läßt sich wie folgt gliedern:<br />

1. Präsentisches Thema (Z. 1–8)<br />

2. Präteritales Thema (Z. 9–20)<br />

3. <strong>Ein</strong>greifen Enkis (Z. 21–22); dieser Passus fehlt in den altbabylonischen Vorläufern.<br />

4. Reinigung des Kranken durch Enki (Z. 23–40); auch dieser Abschnitt fehlt in den altbabylonischen<br />

Vorläufern.<br />

5. Schlußthema (Z. 41–60)<br />

Dieser Aufbau entspricht dem des Marduk-Ea-Typs, der in der Regel ebenfalls die Funktion hat,<br />

ein Ritual zu konstituieren. Im vorliegenden Fall sieht das Ritual die Reinigung eines Kranken<br />

von den Folgen des ”<br />

bösen Blicks“ vor. Diese Folgen werden explizit als ”<br />

Krankheit“ (tu-ra ‖<br />

murṣu, Z. 35/36) bezeichnet: der ”<br />

böse Blick“ steht somit als schädliche Wirkungskraft in einer<br />

Linie mit Dämonen und anderen Übeln. Es gibt eine kleine Anzahl weiterer <strong>Beschwörungen</strong><br />

gegen den ”<br />

bösen Blick“. Für dieses Material und den kulturgeschichtlichen Hintergrund vgl.<br />

Marie-Louise Thomsen, The evil eye in Mesopotamia, JCS 51 (1992) 19–32.<br />

4.8.2 Bemerkungen zum Text<br />

1/2) Die Beschwörung wird mit den Anfangsworten zititert in dem babylonischen Beschwörungskatalog<br />

BM 66565+, III 5 ′ : én lù-lù(Text: KU)-àm (vgl. dazu oben S. 12). Weiter<br />

ist sie zitiert in dem Beschwörungskatalog aus Ninive K.8689+ Vs. 9 (én lù-lù l[ù(?)-lù . . . ]),<br />

s. dazu oben S. 13.<br />

Das Wiederholungszeichen MIN in Z. 2 besagt doch wohl, daß im akkadischen Text dalh˘ āti<br />

kasâti vom Anfang der Zeile zu wiederholen ist; es bezieht sich also nicht, wie sonst üblich, auf<br />

ein <strong>sumerisch</strong>es Wort der darüberstehenden Zeile. Im <strong>sumerisch</strong>en Text ist dagegen jedes Wort<br />

für sich wiederholt ( ”<br />

Trübung, Trübung! Gebundenheit, Gebundenheit!“).<br />

Da eine syntaktische Verbindung dieser Anfangsworte mit dem folgenden Text nicht erkennbar<br />

ist, stellen sie wohl einen Ausruf dar. Dafür spricht auch die Wiederholung, eine für Ausrufe<br />

oder Anrufungen charakteristische Stilfigur. 101<br />

Für lù-lù ‖ dalāh˘ u, dalh˘ u/dalih˘ tu s. oben S. 188, Kommentar zu § 1 : 1–4.<br />

Für lál ‖ kasû ”<br />

binden“; ”<br />

gebunden“ s. Reiner, Šurpu S. 36, VII 13 f.; Pinches, IV R 2 20<br />

Nr. 1 : 1 f. Die Schreibung lál (= la 5 ) ist wohl nur eine graphische Variante für sonst übliches<br />

lal (= lá). Die Form kasâti ist Plural von kasītu ”<br />

(magische) Gebundenheit“, nicht jedoch eine<br />

100 Darauf hat bereits Falkenstein, LSS NF 1, S. 69 hingewiesen. Falkenstein stellte die vorliegende Beschwörung zu<br />

den Nebenbildungen“ des Marduk-Ea-Typs.<br />

” 101 Vgl. dazu Schramm, GAAL 2, S. 63 zu Z. 2 mit Literatur.

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