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fentlichkeit versteht, warum die jeweilige Abgabe erhoben wird bzw. welche Ziele damit verfolgt<br />
werden.<br />
In diesem Bereich ist Kreativität gefragt. In jedem Fall ist jedoch darauf zu achten, dass die<br />
finanzielle Belastung für die Allgemeinheit nicht zu hoch ist. Außerdem sollten neben der<br />
innovativen Finanzierung auch andere Einnahmequellen nicht vernachlässigt werden. Die<br />
PROCEED-Untersuchungen haben gezeigt, dass in Städten, die innovative Finanzierungsmethoden<br />
anwenden, die Kostendeckung relativ gering ist (ungefähr 25 % - 40 %, während die<br />
Kostendeckung aller anderen Städte bei 52 % liegt).<br />
Die Kosten zur Implementierung innovativer Finanzierungssysteme müssen sorgfältig analysiert<br />
werden. Im Rahmen der Entscheidungsfindung sollte eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
durchgeführt werden.<br />
Ein Nachteil des Sponsorings besteht in der Abhängigkeit von den Sponsoren. Je größer<br />
diese Abhängigkeit ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Einfluss der Verwaltung in den<br />
Bereichen Planung und Betrieb abnimmt. Plötzliche Änderungen der Orientierung des Sponsors<br />
(z. B. aufgrund von eigenen finanziellen Problemen) können zu Finanzierungslücken<br />
führen, die in der Regel nur schwer aufzufangen sind.<br />
Praxisbeispiele:<br />
• Besançon (Frankreich): Die Abgabe „Versement transport“ (siehe ► Hintergrundinformationen:<br />
Innovative Finanzierungsmaßnahmen) wird in vielen französischen<br />
Städten zur Finanzierung des städtischen Personennahverkehrs eingesetzt. Besançon ist<br />
eine Stadt mittlerer Größe mit ca. 120.000 Einwohnern. Die ÖPNV-Nachfrage ist relativ<br />
hoch. Pro Jahr und pro Einwohner werden durchschnittlich 198 Fahrten verzeichnet.<br />
• Chur (Schweiz): Alle Bushaltestellen weisen das gleiche Design und die gleiche Farbgestaltung<br />
auf, genau wie die Busse. Der Werbeflächenvermarkter „Allgemeine Plakatgesellschaft“<br />
(APG) finanziert und unterhält die Bushaltestellen in Chur. Die Werbeflächen<br />
werden vermietet.<br />
• Oslo, Bergen (Norwegen): In diesen Städten wird für die Benutzung innerstädtischer<br />
Straßen eine Gebühr erhoben (Innenstadt- oder City-Maut). 20-100 % der Einnahmen<br />
werden für Investitionen in den ÖPNV genutzt, hauptsächlich zugunsten der Eisenbahn-<br />
und Straßenbahninfrastruktur.<br />
• Schaffhausen/Neuhausen (Schweiz): In der Agglomeration gibt es ungefähr 45.000<br />
Einwohner. Die ÖPNV-Nutzung je Einwohner ist relativ hoch. 75 % der Einnahmen aus<br />
der Parkraumbewirtschaftung dienen der Finanzierung des öffentlichen Verkehrs. Auf<br />
diese Weise werden 20 % der öffentlichen Finanzierung aufgebracht.<br />
• Großbritannien: In einigen Städten werden kostenlose Buslinien angeboten, die von<br />
großen Einzelhandelsgeschäften finanziert werden. Meist dienen diese Linien der Anbindung<br />
des Geschäftsstandorts an bestimmte andere Stadtbereiche. Diese Praxis ist<br />
insbesondere bei neu eröffneten Einkaufszentren oder bei starker örtlicher Konkurrenzsituation<br />
zwischen den Geschäften üblich.<br />
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