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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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Im Gegenteil haben wir gesagt − das greift einen Aspekt auf, den wir heute Morgen<br />

im Zusammenhang mit Armut und Krankheit unterstrichen haben −, dass uns Ärzten<br />

in diesem Bereich eine große Verantwortung zukommt. Da wir wissen, dass insbesondere<br />

bei der Praxisgebühr gerade die Armen, die besonders Kranken und diejenigen,<br />

denen wenig Ressourcen zur Verfügung stehen, diejenigen waren, die von<br />

Arztbesuchen Abstand genommen haben, scheint mir ein kleiner Widerspruch zu<br />

bestehen.<br />

Das möchte ich unterstreichen und mich sehr dafür einsetzen, dass dies modifiziert<br />

wird, damit es mit dem Thema „Armut und Krankheit“ übereinstimmt. Das ist ein großes<br />

Anliegen von mir.<br />

Vielen Dank.<br />

(Vereinzelt Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, Frau Kollegin Rothe-Kirchberger. –<br />

Nächster Redner ist Privatdozent Dr. Andreas Scholz aus der Ärztekammer Hessen.<br />

PD Dr. Scholz, Hessen: Wertes Präsidium! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich weiß<br />

auch um diesen Antrag, der hier zirkuliert, dass derjenige, der ein Thema <strong>zum</strong> dritten<br />

Mal wiederholt, heute Abend an die Eisbären verfüttert wird. Deswegen werde ich<br />

nicht ein Thema <strong>zum</strong> dritten Mal aufgreifen, sondern einen Punkt aus der Debatte<br />

ansprechen, der meiner Meinung nach noch nicht ausreichend berücksichtigt worden<br />

ist. Herr Professor Maio hat ihn in abstrakter, korrekter Form dargestellt.<br />

Vor diesem Hintergrund haben wir einen Antrag gestellt, der leider nicht unter<br />

Tagesordnungspunkt I, sondern erst unter Tagesordnungspunkt VI behandelt werden<br />

soll. Er beschäftigt sich mit der Belegung der Stationen. Der ökonomische Druck<br />

führt dazu, dass es Riesenstationen gibt. Die Begründung aus der Lagerchaostheorie<br />

lautet, dass man ein Lager optimal verwalten kann, wenn man beliebige Stücke an<br />

beliebigen Stellen unterbringen kann; sprich: Man macht Riesenstationen.<br />

Ich will auf Folgendes hinweisen. Das, was Sie korrekt abstrakt als Spagat zwischen<br />

der Finanzierung und der Rechtfertigung der ärztlichen Kunst dargestellt haben, stellt<br />

sich konkret in dem Skandal der Stafford Hospitals dar. Sie haben es sicherlich gehört:<br />

Bis heute kann niemand beziffern, ob durch die dortige jahrelange Misswirtschaft<br />

100, 200, 400 oder im schlimmsten Fall vielleicht sogar 1.200 Patienten verstorben<br />

sind. Dieses Missmanagement ist nicht dadurch zustande gekommen, dass<br />

eine einzige Institution versagt hat. Hintergrund war auch der dort herrschende ökonomische<br />

Druck. Dieses Krankenhaus hatte seine drei Sterne bezüglich der Qualität<br />

verloren. Das Management hat danach zu entsprechenden ökonomischen Maßnahmen<br />

gegriffen. Die Kontrollinstanzen bis hin <strong>zum</strong> Gesundheitsministerium haben versagt<br />

und es ermöglicht, dass es dort jahrelang zu diesem Skandal kam.<br />

Ich zitiere aus dem Bericht von Robert Francis, demjenigen, der die zweite Untersuchung<br />

durchgeführt hat:<br />

This was primarily caused by a serious failure on the part of provider Trust<br />

Board. It did not listen sufficiently to its patients and staff or ensure the correc-<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

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