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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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86<br />

Zur Dualität der Finanzierung des Gesundheitswesens: Dass die PKV der Innovationsmotor<br />

schlechthin ist, ist, finde ich, kein sehr starkes Argument dafür, dieses duale<br />

System zu erhalten. Es gibt noch einen anderen Punkt, den ich persönlich relativ<br />

häufig erlebe. Beispiel: Wenn ein Hausarzt in den Hamburger Elbvororten seinen<br />

Patienten ein EKG schreibt, bekommt er dafür 33 Euro. Wenn ein Hausarzt in Hamburg-Wilhelmsburg<br />

bei seinem PKV-Patienten ein EKG schreibt, bekommt er dafür<br />

gar nichts, weil das in der Pauschale enthalten ist. Die Pauschale beträgt 31 Euro.<br />

Dafür versorgt er seinen Patienten ein ganzes Quartal.<br />

Ich frage mich, wie die Finanzierung in diesem dualen System funktionieren soll in<br />

den Gebieten, in denen es keine Privatpatienten zuhauf gibt. Ich denke, hier muss<br />

man weiter überlegen, was passiert.<br />

Deswegen fordere ich die GOÄ für alle, natürlich mit einer Mengenbegrenzung.<br />

Vielen Dank.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber Detlef Niemann. Vielleicht können<br />

wir nachher Herrn Drabinski bitten, uns etwas zu der Sachfrage zu sagen. – Der<br />

nächste Redner ist Herr Dr. Thomas Schang aus Schleswig-Holstein.<br />

Dr. habil. Schang, Schleswig-Holstein: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte<br />

Frau Dr. Wenker! Meine Damen und Herren! Ich möchte zu unserem Antrag mit dem<br />

Titel „Ablehnung von Mengenzielen in Arbeitsverträgen für Ärztinnen und Ärzte und<br />

Entwicklung neuer Vergütungsformen unter Beteiligung der Bundesärztekammer“<br />

sprechen. Herr Professor Maio, ich glaube, Ihr Vortrag spricht jedem wirklichen Arzt<br />

voll aus der Seele. Sie haben viele Veröffentlichungen in dieser Richtung gemacht.<br />

Der Grundtenor ist: Ökonomie ist gut und schön, darf aber nicht die erste Geige spielen;<br />

es geht immer zuerst um den Patienten selbst. Wir brauchen Empathie und<br />

menschliche Sorge.<br />

Das tut jedem Arzt gut. Aber das gute Gefühl kann nicht alles gewesen sein, sondern<br />

wir müssen Konsequenzen ziehen. Was müssen wir tun? Es wurde ja bereits die Bestimmung<br />

ins SGB V aufgenommen, dass Mengenziele in Chefarzt- und Oberarztverträgen<br />

mit Bonusbewertungen zwar nicht verboten sind, aber, sofern vorhanden,<br />

anzeigepflichtig sind. Das ist ein erster guter Schritt. Die Bundesärztekammer und<br />

die Deutsche Krankenhausgesellschaft haben sich auf die Sprachregelung geeinigt<br />

− das war nicht ganz leicht −, dass solche Bonusverträge grundsätzlich abzulehnen<br />

sind. Verboten sind sie allerdings nicht. Das ist nur die Spitze des Eisbergs; es muss<br />

weitergehen. Wir brauchen Vergütungsformen, die Kliniken, letztendlich aber auch<br />

Praxen − denn auch Praxen stehen genauso wie Kliniken unter ökonomischem<br />

Druck – existenziell unabhängig von fortgesetzten Mengenerweiterungen machen.<br />

Das heißt, wir brauchen neue Vergütungsformen, die Empathie und menschliche<br />

Zuwendung <strong>zum</strong>indest nicht bestrafen. Empathie und menschliche Zuwendung kann<br />

man nicht kaufen, aber man kann sie besser honorieren.<br />

Dazu gehören Vergütungssysteme, die neben einer Grundvergütung für Kliniken und<br />

Praxen, die zunächst existenzsichernd ist – ich weiß, dass das ein Schritt zurück in<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, 28.05.2013

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