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Stenografischer Wortbericht zum 116. Deutschen Ärztetag ...

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lage macht. Wir wollen vielmehr Wettbewerb und Vielfalt. Der Antrag des Vorstands<br />

mit den Anforderungen zur Weiterentwicklung des dualen Krankenversicherungssystems<br />

in Deutschland ist das richtige Signal zur richtigen Zeit.<br />

Gestatten Sie mir einen letzten Satz, weil ich Herrn Drabinski hier sitzen sehe: Auch<br />

das Thema Eigenverantwortung und Selbstbeteiligung dürfen wir nicht ausgliedern.<br />

Jeder von uns weiß: Was nichts kostet, ist nichts wert. Wenn Bischof Zollitsch in seiner<br />

Weihnachtsbotschaft 2010 gesagt hat „Vielleicht ist eine sozial abgefederte<br />

Selbstbeteiligung eine Möglichkeit, dieses hohe Niveau in Deutschland zu erhalten“,<br />

dann befinden wir uns auch ethisch auf gutem Grund.<br />

(Beifall)<br />

Präsident Prof. Dr. Montgomery: Vielen Dank, lieber Herr Bärtl. – Nächster Redner<br />

ist Kollege Detlef Lorenzen aus Baden-Württemberg.<br />

Dr. Lorenzen, Baden-Württemberg: Verehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!<br />

Im Rahmen der Diskussion um die Finanzierung des Gesundheitswesens möchte<br />

ich Ihre Aufmerksamkeit auf die Finanzierung der stationären Versorgung lenken.<br />

Die DRGs wurden eingeführt, um erstens die Kosten für stationäre Behandlungen zu<br />

senken, um zweitens den Bettenabbau in den Krankenhäusern zu fördern, drittens<br />

um die Transparenz und die Vergleichbarkeit der Kostenstrukturen zu fördern. Was<br />

ist in den zehn Jahren seit der Einführung der DRGs geschehen? Erstens. Der Anstieg<br />

der Ausgaben für die stationäre Behandlung sollte gebremst werden. Tatsächlich<br />

aber sind die Ausgaben seither erheblich stärker gestiegen als in den Vergleichszeiträumen<br />

vorher. Zweitens. Der wirtschaftliche Wettbewerb, dem die Krankenhäuser<br />

durch das neue Finanzierungsgesetz ausgesetzt sind, sollte durch die<br />

Insolvenz von Kliniken den politisch gewünschten Bettenabbau bewirken. Tatsächlich<br />

hat sich seit der Einführung der Fallpauschalen der Bettenabbau sogar abgeschwächt.<br />

Wenn Betten stillgelegt werden, dann deshalb, weil sie sich betriebswirtschaftlich<br />

nicht mehr rechnen. Die Folge ist ein zunehmender Verlust der flächendeckenden<br />

Behandlung von Krankheiten, die für das Krankenhaus besonderen wirtschaftlichen<br />

Nutzen bringen, nämlich Wirbelsäulen- und Gelenkoperationen, Herzkatheter,<br />

Katheterintervention und Herzoperationen.<br />

Die Bezahlung nach Fallpauschalen sollte Transparenz und Vergleichbarkeit der<br />

Kostenstrukturen in den unterschiedlichen Krankenhäusern herbeiführen. Tatsächlich<br />

ist das Abrechnungssystem derart kompliziert und undurchsichtig, dass zwischen<br />

Krankenhäusern und Kliniken ein unlösbarer Dauerkonflikt über die Frage entstanden<br />

ist, wie ein Fall konkret abgerechnet wird. In der Folge wurde der MDK der GKV<br />

zu einer allumfassenden und immens teuren Kontrollbehörde aufgerüstet. Parallel<br />

dazu werden in den Krankenhäusern zusätzliche Kapazitäten für ein DRGbezogenes<br />

Controlling geschaffen, und zwar einerseits als Gegengewicht gegen<br />

Kassen und MDK, andererseits zur innerbetrieblichen Optimierung.<br />

Weder werden die Personalkostensteigerungen durch DRGs vollständig ausgeglichen,<br />

noch werden die bei der Kalkulation der DRGs unberücksichtigten notwendigen<br />

Krankenhausinvestitionen durch die dazu verpflichteten Länder ausreichend<br />

finanziert. Daher müssen die Kliniken die Zahl und die Behandlungsschwere der von<br />

ihnen behandelten Patienten stetig steigern.<br />

<strong>Stenografischer</strong> <strong>Wortbericht</strong> – <strong>116.</strong> Deutscher <strong>Ärztetag</strong> 2013 – Plenum, Vormittag, 29.05.2013

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